Fotos: Johannes Paqué
Liebe Freunde der Musik,
Am 28. September 2019 fand das bezaubernde Konzert auf zwei Clavichorden von Sigrun Stephan und Gerald Hambitzer statt.
Das Clavichord hören zu können, ist schon eine Seltenheit. Aber gleich zwei Interpreten auf diesen Instrumenten zusammen zu hören ist eine wahre Rarität! Und so versammelten sich auch viele Liebhaber der alten Musik an diesem Tag im Musikstudio, um sich diesen Ohrenschmaus zu Gemüte zu führen. Natürlich sind Gerald Hambitzer, Professor für alte Musik an der HfMT Köln, und Sigrun Stephan allerdings auch Garanten dafür, dass dies ein besonders schönes Konzert werden würde. Auch der musikwissenschaftliche Teil dieses Konzertes kam nicht zu kurz, indem beide interessante Informationen zu den Instrumenten und selbstverständlich auch zu den Komponisten referierten. So wird es sicher den ein oder anderen überrascht haben, dass das Clavichord aus dem 14. Jahrhundert stammt, womit es eines der ältesten besaiteten Tasteninstrumente ist. Dies ist umso erstaunlicher, als dass es sich hierbei um ein Instrument handelt, das bereits einen stufenlosen dynamischen Anschlag erlaubt, was erst wieder mit dem Fortepiano Jahrhunderte später gelang! Zusätzlich erlaubt es den Interpreten eine Art von “Vibrato”, das in diesem Konzert von beiden Musikern wunderschön dargeboten wurde. In der Technik ähnelt es etwas dem Cembalo, indem auch hier die Saiten gezupft werden, doch es ist ein wesentlich leiseres Instrument. Da man höchstens einen mittelgroßen Raum damit bespielen kann, wird man es wohl auch nicht in einer Philharmonie antreffen. Ein Markenzeichen bei den Konzerten von Gerald Hambitzer und Sigrun Stephan ist übrigens das üppige Verschenken von Hustenbonbons vor dem Konzert!
Doch sobald man sich an die Lautstärke gewöhnt hat, erlebt man ein klangvolles Instrument, das mit der richtigen Technik (wie viele alten Instrumente ist es unglaublich sensibel und vergibt dem Interpreten keinen Fehler) einen verhaltenen, aber nichts desto trotz einen sanft den Raum ausfüllenden Klang erzeugt. Selbst der feine Bass bietet eine Tiefe, die man dem Instrument gar nicht zutrauen würde!
Wenn man Clavichord hört, dann denkt der Liebhaber sofort natürlich an Johann Sebastian Bach, der dieses Instrument nicht nur kannte, sondern innig liebte. Dieses Konzert war allerdings nicht ihm selbst, sondern viel mehr seinen Söhnen Carl Philipp Emanuel, Johann Christian und Wilhelm Friedemann gewidmet. Natürlich durfte auch nicht Wolfgang Amadeus Mozart fehlen, der seinerzeit in London auf Johann Christian Bach traf und von ihm gefördert wurde. Ebenso war der Komponist Christoph Schaffrath zu hören, der ebenfalls zu Zeiten der Bachs lebte und mit ihnen konkurrierte.
Allen Werken, die zumeist im Duo vorgetragen wurden, teilweise aber auch solistisch interpretiert wurden, hauchten die beiden Musiker in wundersam gefühlvoller Weise Leben ein, ohne sich bei den teilweise sehr anspruchsvollen Passagen zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Viel mehr fügten sich alle Elemente der Musik an ihren vorgesehen Platz, sodass die Werke möglichst realitätsnah gemäß der alten Aufführungspraxis wiedergegeben wurden.
Eine wundervolle Darbietung!
Liebe Freunde der Musik,
Sigrun Stephan war bereits mehrmals mit ihrem außerordentlichen Gespür für alte Musik im Musikstudio zu bewundern, zuletzt 2017. Nun ist sie gleich zwei mal in diesem Jahr vertreten, denn am 26. Oktober folgt schon das nächste Konzert, allerdings dann mit Cembalo und Laute!
Dieses Konzert verspricht, eine ganz besondere Erfahrung zu werden: zusammen mit Gerald Hambitzer werden die beiden Musiker auf zwei Clavichorden musizieren! Auch Gerald Hambitzer, Professor für Alte Musik an der HfMT Köln, ist bereits mehrfach im Musikstudio aufgetreten und hatte das Publikum immer wieder aufs Neue begeistern können.
Auf dem Programm stehen Stücke von J.C. Bach, C.P.E. Bach, W.F. Bach, W.A. Mozart und C. Schaffrath.
Freuen Sie sich auf ein einzigartiges Konzert mit diesen beiden Musikern!
Samstag, 28. September 2019
17:00 Uhr
im
Musikstudio & Galerie: Gabriele Paqué
Blücherstraße 14
53115 Bonn
PROGRAMM:
Johann Christian Bach (1735-1782)
Sonate für zwei Claviere in G-Dur
– Allegro
Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
Fantasia in C-Dur
(aus: Sammlung für Kenner und Liebhaber VI)
Vier kleine Duette für zwei Claviere
– Allegro
– Poco Adagio
– Poco Adagio
– Allegro
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Präludium
Christoph Schaffrath (1709-1763)
Duetto für zwei Claviere in a-moll
– Allegro
– Adagio
– Allegro
Pause
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Sonate in Es-Dur KV 282
– Adagio
– Menuetto I und II
– Allegro
Fuge zu vier Händen in g-moll
Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784)
Concerto a duoi Cembali Concertati in F-Dur
– Allegro moderato
– Andante
– Presto
Eintritt: 18,- € / 10,- € erm.
Sigrun Stephan und Gerald Hambitzer, Clavichord
Kopie nach Joh. Heinrich Silbermann (Straßburg 1775), erbaut von Matthias Griewisch 2017
Kopie nach Christian Ernst Friederici (Gera 1765) erbaut von Dietrich Hein 2014.
Sigrun Stephan
In Eisenach, derselben Stadt wie Johann Sebastian Bach geboren zu sein, erfüllte die Cembalistin Sigrun Stephan schon als Kind mit Stolz. In Weimar, wo sie die Spezialschule für Musik besuchte und anschließend an der Hochschule Klavier studierte, wurde sie durch eine Gedenktafel für Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel Bach täglich daran erinnert, dass es außer dem Klavier noch andere wunderbare Tasteninstrumente gibt.
Der Wunsch das Cembalo zu erkunden verschlug sie ausgerechnet in das Ruhrgebiet, wo sie sich an der Folkwanghochschule Essen den historischen Tasteninstrumenten widmete. Dort hatte sie im
Anschluss an das Cembalostudium auch einen Lehrauftrag inne. Sigrun Stephan spielt in verschiedenen Ensembles Continuo, ist solistisch tätig und wirkt bei zahlreichen CD-Produktionen mit.
Seit 2006 widmet sich Sigrun Stephan intensiv dem Clavichord und hat sich solistisch auf dieses ausdrucksstarke, sensible Instrument spezialisiert. Ihr Motto “Lautstärke beweist gar nichts!” stammt von Mark Twain.
Gerald Hambitzer
Gerald Hambitzer war fünf Jahre alt, als er im Hintergrund einer Fernsehsendung ungewohnt helle Klänge hörte. Erst konnte mir niemand erklären, welches Instrument das war, bis ich über Umwege heraus bekam: Die Klänge stammten von einem Tasteninstrument, das man in der barocken Epoche gespielt hat. Auch heute noch erlebt Gerald Hambitzer, dass das Cembalo mit anderen Tasteninstrumenten verwechselt wird. Er selbst hat sich mit dem Instrument früh vertraut gemacht, etwa wenn er mit seinen Eltern Konzerte besuchte oder auf dem Cembalo seiner Schule spielen durfte. Durch die Plattensammlung des Vaters entdeckte Gerald Hambitzer früh seine Liebe zur historischen Aufführungspraxis. Bestimmte Sätze kamen mir als Kind immer langweilig vor, bis ich eine Aufnahme von Nikolaus Harnoncourt hörte. Ohne zu wissen, wo die Unterschiede liegen, hat mich diese frische Spielweise sofort fasziniert. Gerald Hambitzer studierte Klavier und Cembalo bei Hugo Ruf an der Hochschule für Musik in Köln. Nach dem Studium erhielt er zunächst einen Lehrauftrag, später eine Professur für historische Tasteninstrumente. Es gab an der Kölner Hochschule schon früh traditionelle Studiengänge für Cembalo, Blockflöte, Laute oder Viola da Gamba. Es war mein Ziel in meiner Hochschularbeit, die Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis in diese Studiengänge einzupflanzen. Das sag ich mit Stolz, weil ich heute Leiter des Instituts für alte Musik bin. Gerald Hambitzer gehört zu den Gründungsmitgliedern von Concerto Köln. Bei dem Orchester begeisterte mich zunächst die Möglichkeit, schon als Student Aussicht auf einen Arbeitsplatz zu haben und mit einem großen Ensemble zusammen zu spielen. Faszinierend finde ich auch, dass wir aus ganz unterschiedlichen Ländern kommen. Es ist nicht immer leicht, einen Konsens zu finden, aber die Vielfalt ist sehr bereichernd. Neben seiner Hochschultätigkeit und der Arbeit mit Concerto Köln spielt Gerald Hambitzer in verschiedenen Kammermusikformationen. Leidenschaftlich widmet er sich auch dem Fortepiano und dem Clavichord. An meinem Beruf liebe ich am meisten das Konzertieren auf der Bühne, wenn – grade mit Concerto Köln – Dinge passieren, die nicht verabredet waren. Wenn wir im „Flow“ sind, dann ist alle vorausgegangene Anspannung vergessen. Erholen kann sich Gerald Hambitzer sehr gut bei ausgedehnten Spaziergängen und der Gartenarbeit.
(Text: Sylvia Systermans)
Ich freue mich auf Ihren Besuch!
Herzlichst
Gabriele Paqué
Hinweis Parken!
Parkmöglichkeiten in Bonn-Poppelsdorf, ca. 10 Gehminuten von der Blücherstraße entfernt!
Aktuelle Ausstellung: Victor Shtivelberg – Watching and Listening
Samtags ist die Galerie von 14-18 Uhr geöffnet.
Nach telefonischer Absprache kann die Ausstellung auch zu anderen Zeiten besichtigt werden.
Blücherstr. 14, 53115 Bonn
Telefon: 0228-41076755