Liebe Freunde der Musik,

Am Samstag, den 24.03.2018 fand das Hammerklavierkonzert von Urte Lucht statt. Zu hören waren Werke von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven, die in dieser Reihenfolge repräsentativ einen zeitlichen Überblick über die Wiener Klassik gaben.
Frau Lucht präsentierte die Stücke auf ihrem Fortepiano, das ein von Werner Keil hervorragend nachgebautes Replikat eines Instruments von Johann Andreas Stein von 1787 ist. Wer noch nicht in den Genuss eines Fortepianos gekommen ist, dem lässt sich der Klang als eine perfekte Mischung zwischen einem Cembalo und einem modernen Klavier beschreiben, was einerseits auf die Bespannung der Hammerköpfe mit Leder anstelle von Filz und den 2 anstelle von 3 Saiten pro Taste zurückzuführen ist, was den cembaloartigen Klang zur Folge hat. Andererseits ist das Instrument durch die Klangerzeugung mittels von Hammerköpfen dazu in der Lage, dynamisch laut und leise gespielt zu werden. Hinzu kommen noch die “Pedale”, die sich bei diesem Instrument jedoch an der Unterseite der Klaviatur befinden und mit den Knien bedient werden. Der Anschlag ist wiederum einem Cembalo in seiner Leichtigkeit sehr ähnlich, was die Pianistin dazu imstande setzt, besonders schnelle Läufe mit Leichtigkeit spielen zu können.
Diese Feinheiten des Hammerklaviers versteht Urte Lucht mit Bravour bei den Kompositionen gefühlvoll und mit technischer sowie klanglicher Raffinesse der damaligen Aufführungspraxis entsprechend umzusetzen. Mit den drei unterschiedlichen Komponisten bekam der Zuhörer einen deutlichen Eindruck von der Entwicklung der Klassik in der Wiener Schule, was im spätklassischen Werk Beethovens seinen Höhepunkt fand.

Ein wahrer Hörgenuss!

Foto: Carola Kluth

Liebe Freunde der Musik,

Urte Lucht ist eine Meisterin auf dem Hammerklavier und wird uns in diesem Konzert die „Wiener Klassik“ näher bringen. Es ist damit natürlich die Musik von Josef Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven gemeint. Was macht diese drei berühmten Komponisten als Ideale dieses „Kompositionsstils“ aus? Was sind die Unterschiede? Warum sollte man diese Musik unbedingt auch mal auf einem historischen Instrument (hier eine Kopie) hören? Nach diesem Konzert werden Sie sicher mehr darüber wissen. Lassen Sie sich in eine neue Klangwelt mitnehmen!

Wiener Klassik

Ende des 18. Jahrhunderts war Wien die Musikmetropole mit der größten Anziehungskraft:

Musiker aus ganz Europa ließen sich in der Hauptstadt des Vielvölkerstaates nieder, um sich mit den vielfältigen musikalischen Einflüssen auseinanderzusetzen. Opera seria, opera buffo, opéra comique trafen auf das deutsche Singspiel, moderne italienische Instrumentalmusik auf die süddeutsch-österreichische Unterhaltungsmusik, die Liebe zum Kontrapunkt zeigte sich in der Bach- und Händelverehrung, der empfindsame Stil C.P.E. Bachs mit seinen affektorientierten Werken wurde ebenso importiert wie die italienische Sinfonia mit ihrer Klarheit, Sinnlichkeit und Einfachheit. Die Musik bildete in Wien eine soziale Brücke zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und den unterschiedlichen Völkern. Aristokratie, Mittelstand, Kleinbürgertum und Handwerker wohnten eng beieinander und prägten eine vielschichtige Mischkultur, in der sich der klassische Stil Mozarts und Haydns entwickeln konnte.
Es entstand die „Wiener Klassik“, die Beethoven später weiterführte und die weltweite Bedeutung erlangte. Jeder dieser drei Klassiker komponierte in seinem ganz eigenen Personalstil; wie unterschiedlich ihre Klaviersonaten in Charakter, Affekt, Temperament, Harmonik und Satzform klingen, erlebt der Zuhörer in dem Programm „Wiener Klassik“. Urte Lucht spielt die Werke von Mozart, Haydn und Beethoven auf einem der Entstehungszeit entsprechenden Hammerflügel. Das Instrument ist eine Kopie nach einem Flügel von J.A. Stein, Augsburg 1787. J.A. Stein (1728 – 1792) war einer der begabtesten und ideenreichsten Orgel- und Klavierbauer in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er wandte als Erster die Prellzungenmechanik (Wiener Mechanik) an und erlange damit größte Bekanntheit: Federnde Auslöser ermöglichen dem Spieler, den Hammer bis unmittelbar vor die Saite zu steuern und seinen Anschlag sehr fein zu dosieren.
Sowohl Mozart als auch Beethoven schätzten Steins Hammerflügel sehr. Beethoven besuchte J. A. Stein auf seiner ersten Reise nach Wien im Jahr 1787. Mozart schreibt über Steins Flügel: „Seine Instrumente haben besonders das vor andern eigen, daß sie mit Auslösung gemacht sind. Da gibt sich nicht der hundertste damit ab. Aber ohne Auslösung ist es halt nicht möglich, daß ein pianoforte nicht schebere oder nachklinge; seine Hämmerl wen man die claves anspielt, fallen, in den Augenblick da sie an die Saiten hinaufspringen, wider herab, man mag die Claves liegen lassen oder auslassen.“ Die Kinder von J.A. Stein, Matthäus Andreas und Nanette (spätere Streicher), wurden ebenfalls Klavierbauer und bauten in Wien jeder eine eigene Firma auf.

Text von Urte Lucht

Samstag, 24. März 2018

17 Uhr

Blücherstraße 14
53115 Bonn

„ Die Wiener Klassik “

Programm:

Josef Haydn (1732 – 1809)
Sonate h-moll Hob.XVI/32 (1776)

– Allegro moderato
– Menuett (Tempo di Menuet)
– Finale (Presto)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sonate c-moll KV 457 (1784)

– Molto allegro
– Adagio
– Allegro assai (agitato)

PAUSE

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Sonate C-Dur Op.2 Nr. 3 (1795)

– Allegro con brio
– Adagio
– Scherzo (Allegro)
– Allegro assai

Urte Lucht

Fotografin: Juliane Fuchs

Bereits im Alter von vier Jahren begann Urte Lucht mit dem Cembalospiel. Als Jugendliche besuchte sie Meisterkurse für Cembalo, Hammerflügel und Kammermusik bei Gustav Leonhardt, Jos van Immerseel und Nikolaus Harnoncourt. Nach dem Studium in Hamburg, Zürich (bei Johann Sonnleitner) und Basel an der Schola Cantorum Basiliensis (bei Jesper Christensen) begann ihre rege Konzerttätigkeit sowohl auf dem Cembalo als auch dem Hammerflügel. Internationale Preise, Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen folgten.
Urte Lucht tritt bei den großen Festspielen wie Schleswig Holstein Musikfestival, Barockfestspiele Arolsen, Tage Alter Musik Regensburg, Bodensee-Festival, Europäische Wochen Passau, Landshuter Hofmusiktage auf. Sie konzertierte unter anderem mit Maria Cristina Kiehr, Simone Kermes, Constanze Backes, Andrea Bischoff, Stefan Fuchs (Ensemble Trazom), Leila Schayegh und Frieder Bernius. Neben der historisch informierten Aufführungspraxis hat Urte Lucht ein großes Interesse an Neuer Musik, belegt durch etliche Erst- und Uraufführungen, zum Beispiel von Werken Josef Tals und Erhan Sanris. Im Schweizer Radio SRF ist sie oft als Fachexpertin in der Sendung „Diskothek“ zu hören und ist außerdem Mitbegründerin des Ettenheimer Musiksommers, der renommierten Konzertreihe für Alte Musik in der Barockstadt Ettenheim.
Seit 2007 lehrt Urte Lucht an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe. Von 2000 – 2003 war sie Dozentin an der Internationalen Frühjahrsakademie für Alte Musik in Stift Geras, Österreich, und unterrichtete 2005 bei den Internationalen Sommerkursen im Schloß Bietigheim.

Ich freue mich auf Ihr Kommen!

Herzlichst
Gabriele Paqué