Copyright für Fotografien: Johannes Paqué

Liebe Freunde der Musik und fernen Länder,

Vom 10. bis zum 24. April 2019 machten Gabriele Paqué und ich, ihr Sohn Johannes Paqué, mit Schülern und Freunden eine Reise ins weit entfernte China und nach Taiwan, um den Menschen dort von der Klavierlernmethode für ältere Erwachsene zu berichten.

Nachdem wir nun einige Tage wieder daheim sind, möchte ich diese besonderen Eindrücke auch mit Ihnen teilen! An dieser Stelle wird in den kommenden 14 Tagen für jeden Tag unserer Reise ein neuer Beitrag veröffentlicht – natürlich mit vielen schönen Bildern von unseren Erlebnissen. Also freuen Sie sich auf zwei spannende Wochen und vielleicht bekommen Sie ja auch noch Lust darauf, diese Länder selbst zu erkunden! Soviel kann ich schon mal verraten: es lohnt sich!

Herzliche Grüße und viel Spaß beim Lesen wünscht

Johannes Paqué

Tag 1 – Die Reise nach Peking und ein Besuch der Mauer

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Am 10. April 2019 machte sich eine mutige kleine Gruppe auf den langen Weg nach China. Bei dieser Gruppe handelt es sich um Waltraud, Ursula und Tatjana, die allesamt Schülerinnen von Gabriele Paqué sind und nun schon zwischen 2-5 Jahre bei ihr Klavierunterricht haben. Begleitet wurde sie von ihrem Sohn Johannes, Michelle Yen-Howland, die ebenfalls im Musikstudio unterrichtet sowie Ejow Meng, eine noch junge Pianistin, die diesen Sommer ihren Master an der Hochschule für Musik und Tanz Köln absolvieren wird. Doch fuhren wir nicht einfach nur zum Spaß ins ferne Reich der Mitte. Mit einer offiziellen Einladung eines einflussreichen Kulturschaffenden namens Steve Huang im Gepäck traten wir diese spannende Reise nach Peking zu ihm an. Und das ist nur der erste Stopp unserer musikalischen Truppe!

Doch was macht diese Gruppe so besonders? Nun, es liegt vermutlich nicht daran, dass wir so überaus gute Pianisten (mit Ausnahme von Gabriele, Michelle und Ejow) sind. Es geht um etwas ganz Anderes: Nicht nur in Deutschland stellt man sich immer mehr die Frage: “Wie möchte ich alt werden?” – “Was kann ich aus meinem Lebensabend machen?”. Diese Frage stellt man sich nämlich auch in China. Inzwischen gibt es schon über 300 Millionen “Grauhaare” – also Menschen, die 60 und älter sind. Tendenz: steigend! Also ist es sicher nicht von Nachteil, sich mal in der Welt zu erkundigen, was man denn als älterer Mensch noch so alles machen kann. Vor allem steht auch die Frage im Vordergrund: wie kann ich mich fit halten? Nicht nur körperlich, sondern auch geistig! Und gerade das Klavierspielen, das inzwischen auch in China einen überaus hohen kulturellen Wert genießt, erweist sich somit als eine besonders schöne Methode, um im Alter noch jung zu bleiben. Wie es so im Leben ist, ist der persönliche Werdegang zumeist bestimmt von den beiden Faktoren harte Arbeit und eine Portion Glück. Das Glück bestand hierbei darin, dass Michelle beim Besuch des Chopin Festivals in Polen 2018 Steve kennenlernte, der auch in der Organisation dieses ruhmreichen Wettbewerbs involviert war. Als Michelle ihm von ihrer Arbeit im Musikstudio erzählte, wollte er Gabriele unbedingt mal kennenlernen. Und so verabredeten sich Gabriele und Steve zusammen mit Johannes eines Tages in Amsterdam, wobei sie schnell feststellten, dass sie sich nicht nur sympathisch sind, sondern auch viele Vorstellungen miteinander teilen. Ein Treffen später – dann in Bonn – war die Reise nach Peking (und darüber hinaus) sowie der dazugehörige Vortrag über das Unterrichten älterer Erwachsener eine beschlossene Sache. Doch wir alle wissen: so ein Vortrag ist ja gut und schön, aber es wäre noch schöner, wenn er auch mit einem praktischen Beispiel untermauert werden könnte. So fanden sich mit Ursula (70), Waltraud (73) und Tatjana (51) drei überaus glückliche Schülerinnen, die seit Bekanntgabe dieses Unterfangens unentwegt an ihrem großen Auftritt in China arbeiteten. Natürlich muss auch Michelle,die ja schließlich für das Zustandekommen dieser Reise mitverantwortlich war, mitkommen und mit Ejow fanden wir noch jemanden, die nicht nur Pianistin ist, perfekt Chinesisch, Deutsch und Englisch dolmetschen kann, sondern auch noch aus Peking (bzw. der Region) stammt und uns überall mit Rat und Tat zur Seite steht.

Nun ist es also soweit. Es ist der 10. April 2019, der Wecker klingelt um 6 Uhr morgens, die letzten Sachen werden noch gepackt und 7 Menschen aus der Region rund um Bonn und Köln machen sich auf zum Bahnhof, über den sie dann zum Frankfurter Flughafen gelangen möchten. Nicht natürlich ohne die obligatorische Verspätung, doch die war bereits eingeplant! Eine kurze Stärkung später fanden wir uns in einer Boeing 777 der Air China wieder und genossen die kurze Aufregung der Beschleunigung, bis sich das Flugzeug im steilen Winkel gen Himmel wendet. Der Flug dauerte 9 1/2 Stunden und, wenn man die zeitliche Umstellung miteinkalkuliert, 15 1/2 Stunden später fanden wir uns in Peking wieder. Es ist früh morgens, kurz nach 5, und wir wissen: “Jetzt bloß nicht schlapp machen! Bis heute Abend müssen wir noch durchhalten, damit wir den Jetlag auch ja nicht verschleppen.” Doch das ist einfacher gesagt als getan. Mit einem Großraumwagen, machte sich unsere Gruppe auf zum Hotel, das doch eigentlich ziemlich nah liegen sollte. Ziemlich nah – in relativer Nähe! Denn Peking ist groß. Sehr groß! Um genau zu sein: der äußerste Ring Pekings (und ein weiterer ist gerade im Bau) hat einen Umfang von 700 Kilometern! Und in den letzten 20 Jahren wurden die unzähligen Fahrradfahrer auch noch komplett durch (nicht zu kleine) Autos ersetzt. Nun stellt sich der Berufsverkehr bei all dem Chaos und den “Fast-Kollisionen” als ziemlich erschreckend für den deutschen Verkehrsteilnehmer dar. Wären wir also nicht so müde gewesen, hätte es wohl eine tatsächliche Kollision gegeben, denn wir hätten mit unseren Schreien dem Fahrer vermutlich mehr Angst gemacht, als die unzähligen Autos, die sich mit nur wenigen Zentimetern Abstand in unsere Spur hinein und hinausdrängten. Doch wie schon gesagt: dafür waren wir Gott sei Dank viel zu müde.

Nach ca. 1 1/2 Stunden trafen wir also endlich in unserem Hotel im Norden Pekings ein, wo wir von Steve und seiner Assistentin Djinny herzlich empfangen wurden. Nach einem kleinen Plausch überlegten wir zusammen mit Steve, was man denn jetzt noch tun könnte, wo man doch schon so kaputt sei. Nun – die Wahl des Hotels im Norden hatte zwei Gründe: zum Einen ist es recht Nahe an Steves Kulturzentrum, wo wir in wenigen Tagen unser Konzert spielen würden, und zum Anderen liegt es genau in der Mitte zwischen Innenstadt und der großen chinesischen Mauer. “Etwas Bewegung würde gut tun”, meinten wir letztendlich halb im Scherz und halb aus Verzweiflung, da wir wussten, dass wir ohne Bewegung nicht durchhalten würden. Also ging es nach dem Beziehen unserer Zimmer auch schon gleich wieder los. Während der Autor dieses Textes gebannt aus dem Fenster schaute und die sich wandelnde Landschaft beobachtete, konnte der imaginäre Beobachter die Köpfe der weiteren Passagiere nach vorne und hinten nicken sehen.

Ein Powernapping später trafen wir schließlich in der sehr bergigen Landschaft rund um die chinesische Mauer ein. In den letzten Jahren hat sich selbstverständlich auch hier viel verändert und das Betreten der Mauer ist wesentlich einfacher geworden. Konnte der Weg zur Mauer zuvor nur zu Fuß erklommen werden, gibt es nun auch eine Seilbahn, die die Besucher bis fast nach ganz oben befördert. Gerade für Waltraud, die auf einen Rollstuhl angewiesen ist, war das sehr hilfreich. Niemals hätte sie gedacht, noch einmal eine solche Reise antreten zu können und schon garnicht, an einen derart besonderen Ort zu gelangen, der normalerweise eine gewisse Beweglichkeit voraussetzt. Es ist schon wirklich beeindruckend zu sehen, wie sich die Mauer wie eine Schlange über die Bergrücken zieht, bis sie irgendwann hinter eben einem solchen verschwindet. Ganze 20000 km sollen alle Teilabschnitte der Mauer lang sein! Eine unfassbare menschliche Leistung, die die Leistungsbereitschaft der Menschen dieses Landes bis heute untermauert.

Der erste Tag sollte schließlich seinen Abschluss mit einer Einladung Steves zum Essen finden. Ein weiteres Powernapping später und wir waren wieder im Hotel. Nach einer kurzen Erholung bestiegen wir sogleich auch schon wieder ein Taxi, um zu einem Restaurant fahren, das selbst unter den Einheimischen für seine Pekingente bekannt ist. Steve hatte uns ein VIP Zimmer reserviert, wo er uns mit leckeren Reiswein (oder eher Reisschnaps, denn er hatte 42%) begrüßte. Er und Djinny haben sich nicht lumpen lassen und uns ein Essen präsentiert, wovon wir sicher noch die nächsten Jahre schwärmen werden. Traditionell werden verschiedene Gerichte auf einer runden Ablage serviert, die sich drehen lässt, sodass jeder seinen Teller so bestücken kann, wie es ihm oder ihr Recht ist. Die Pekingente selbst wurde von einem Koch direkt neben dem Tisch zubereitet.

Der erste Tag sollte schließlich seinen Abschluss mit einer Einladung Steves zum Essen finden. Ein weiteres Powernapping später und wir waren wieder im Hotel. Nach einer kurzen Erholung bestiegen wir sogleich auch schon wieder ein Taxi, um zu einem Restaurant fahren, das selbst unter den Einheimischen für seine Pekingente bekannt ist. Steve hatte uns ein VIP Zimmer reserviert, wo er uns mit leckeren Reiswein (oder eher Reisschnaps, denn er hatte 42%) begrüßte. Er und Djinny haben sich nicht lumpen lassen und uns ein Essen präsentiert, wovon wir sicher noch die nächsten Jahre schwärmen werden. Traditionell werden verschiedene Gerichte auf einer runden Ablage serviert, die sich drehen lässt, sodass jeder seinen Teller so bestücken kann, wie es ihm oder ihr Recht ist. Die Pekingente selbst wurde von einem Koch direkt neben dem Tisch zubereitet.

Tag 2 – Der Tian’anmen Platz und die verbotene Stadt

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Tag Zwei unserer Expedition erreichte seinen ersten Höhepunkt bereits mit einem sehr üppigen Frühstück nach chinesischer Art. Natürlich kann der Besucher auch immer auf ein westliches Frühstück zurückgreifen, aber für die meisten von uns war die warme und däftige Küche Chinas eine willkommene Abwechslung. Von einem Büffet mit Nudeln, Gemüse, Ente und weiteren Leckereien, über eine Garküche, wo Nudelsuppen nach Geschmack des Gastes direkt zubereitet wurden, bis hin zu frisch gepressten Säften war alles vertreten. Diese nahrhafte Vorbereitung war auch dringend notwendig für das, was heute auf unserem Programm stand.

Heute ging es zum Platz des himmlischen Friedens (Tian’anmen Platz) und zur verbotenen Stadt. Also wieder hinein ins Taxi und auf in die Innenstadt von Peking! In der Nähe des Platzes herausgelassen, erkundeten wir zunächst die unmittelbare Umgebung zu Fuß und bestaunten die eindrucksvollen Bauwerke der verschiedenen Firmen. Hin und wieder findet man auch bekannte Namen wie etwa den “Carrefour” oder eine deutsche Firma wie GROHE. Und schließlich war es soweit: die Straßen lichteten sich und wir fanden uns auf einer riesigen offenen Fläche wieder, die umringt von riesigen Gebäuden ein Denkmal für gefallene Soldaten beherbergt sowie das Mausoleum von Mao Tse Tung. Wir waren am Platz des himmlischen Friedens angekommen! Die Aussicht ist schon erstaunlich, denn in Europa kennt man nichts Vergleichbares. Der Platz umfasst eine Fläche von 39,6 Hektar und an den Enden kann man durch den Dunst die nächsten Gebäudekomplexe erahnen.

Bei diesem Ausflug waren wir unfassbar dankbar, Ejow an unserer Seite zu haben, denn als Ausländer hat man es bislang noch relativ schwer, sich in China zurechtzufinden. In China benutzt man für fast alles im Alltag die App “WeChat” (bzw. “Weixin”), die nicht nur die chinesische Variante von WhatsApp darstellt, sondern darüberhinaus auch als Zahlungsmittel sowie als Social-Media Plattform dient. Über QR Codes, die überall, selbst in den kleinsten Läden, ausliegen, kann der Kunde praktisch alle Waren kaufen. Auch Anmeldungen zur Besichtigung der verbotenen Stadt sind hierüber möglich und das ist für Ausländer gar nicht so einfach. So muss über die App zunächst genaue Auskunft über die Namen, Passnummern und sonstige Informationen der betreffenden Besucher gegeben weren. Erst dann kann man zur Personen- und Gepäckkontrolle gehen, wo man noch einmal sehr genau durchleuchtet wird, bis man dann schließlich die verbotene Stadt betreten kann. Glücklicherweise ist die verbotene Stadt auch für gehbehinderte Personen inzwischen recht zugänglich geworden und so begaben wir uns auf unseren Weg durch die vielen Gebäudekomplexe dieses UNESCO Weltkulturerbes. Die verbotene Stadt war noch offizieller Regierungssitz bis ins frühe 20. Jahrhundert, bevor der damalige letzte Kaiser in einer Revolution gestürzt wurde. Einen Teil seines Lebens verbrachten er und seine Familie noch in ihrem alten Wohnsitz, bevor sie schließlich zu guter Letzt die verbotene Stadt verließen und diese nun für die Öffentlichkeit zugänglich wurde. Ein besonderer Eindruck waren auf jeden Fall der kaiserliche Palast, der inzwischen jedoch leider nicht mehr für Besucher im Inneren zugänglich ist sowie die kaiserlichen Gärten, die dem Besucher mit ihrer wunderschönen Architektur und uralten Bäumen aufwarten. Ein sensationelles Erlebnis!

Später dann ging es mit dem Taxi zurück zum Hotel, wo sich Tatjana, Waltraud und Ursula zusammen mit ihren Noten an den Flügel der Lounge setzten und zur Überraschung und Freude einiger Besucher ihr Programm für den morgigen Tag zum Besten gaben. Zu guter Letzt aßen wir noch in einem der Restaurants des Hotels Gerichte nach Shanghai Art, bevor wir uns dann glücklich und erschöpft wieder zu Bett begaben. Es sollte ein aufregender Tag folgen: unser Konzert im “Beijing Yin Huang Union of Culture Art Centre“!

Tag 3 – Der große Auftritt unserer Schüler im Kulturzentrum von Steve Huang

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Es ist Tag 3 unserer Reise und alle gehen den Tag ruhig und bedacht an, denn heute ist der (erste) große Tag gekommen: zusammen geht’s ins “Yin Huang Centre for Culture Art & Media” (Yin ist Steves chinesischer Name), wo wir unseren großen Auftritt haben werden. Während Ursula, Waltraud und Tatjana in Gedanken schon einmal die Fingersätze der Stücke übten, begaben sich Gabriele und Johannes auf ihr Zimmer, um den Vortrag erneut durchzugehen. Um 12:30 Uhr stand dann auch schon Steve in der Lobby, um uns in zwei Limousinen zu seiner Institution zu bringen. Was mir persönlich auch schon in anderen Ländern aufgefallen ist, sind die vielen abgetrennten Bereiche in Städten, in denen die besser situierten Menschen leben und die man auch nicht ohne Weiteres als Außenseiter betreten kann. In genau so einem “Dorf” führte uns unserer kleine Karawane – und der Unterschied zwischen dem öffentlichen Peking und dieser Gegend könnte nicht größer sein. Ist das öffentliche Stadtbild geprägt von Hochhäuserlandschaften bis tief hinein in die Innenstadt, die sich dann schließlich für die vielen Bereiche der Altstadt öffnen, in denen man noch eher das traditionelle Peking erlebt, handelt es sich bei diesem “Dorf” schon fast um eine Kopie eines Straßenviertels aus der Gründerzeit, das durchzogen ist von kleinen Bach- und Seenanlagen sowie natürlich mit dem ein oder anderen Spielplatz. Um diese Gegend herum finden sich auch gleich zwei sehr gute Krankenhäuser wieder und ebenso direkt in der Nähe ist eine internationale Privatschule, an der 2000 Schüler jeden Morgen von ihren Eltern vorgefahren werden, weshalb an dieser Stelle auch immer ein riesiger Stau entsteht. Das Straßenbild ist dementsprechend auch gespickt mit teuren deutschen, italienischen und englischen Automarken und hier und da findet sich auch mal eine Nobelmarke aus den USA oder Japan.

Wir wurden bis auf einen kleinen Vorplatz vorgefahren und dann, unter dem begrüßenden Bellen von lustig dreinschauenden Hunden, durch ein Seitentor zu einer Terrasse geführt, an deren Seite ein chinesischer Pavillon ebenso Platz fand, wie die bereits gedeckten Tische mit Getränken für das spätere Partybüffet. Es präsentierten sich viele Menschen, die uns zuvorkommend den Weg zeigten und uns mit neugierigen Blicken beäugten. Wir wurden letztlich ins Innere des von außen neoklassizistisch anmutenden Hauses geführt und kamen dabei an einem Raum vorbei, wo bereits einige Frauen in traditionellen chinesischen Gewändern auf Kissen auf dem Boden saßen, die sich unterhielten und Tee tranken. Der nächste Raum offenbarte einen kleinen Konzertsaal, auf dessen Bühne ein Flügel der Marke Wilhelm Grotrian stand. Hier konnten wir unsere Sachen niederlegen, die alsbald von der Haushälterin in ein benachbartes Zimmer geräumt wurden und unsere drei Schülerinnen sowie Gabriele nutzten die Gelegenheit, um nochmal für den Auftritt in einer Stunde zu üben, während sich Johannes um die Technik kümmerte und dafür sorgte, dass beim Vortrag alles glattlaufen würde. Bisher habe ich ausgelassen, dass Steve uns bereits bei unserer Ankunft am Donnerstag von den zu erwartenden hohen Gästen erzählt hat. Die trafen nun allmählich alle ein und wir lernten beispielsweise eine Modedesignerin kennen, die sich auf das Entwerfen von klassischer chinesischer Mode spezialisiert hat und deren Kleider uns schon beim Betreten aufgefallen waren. Ein anderer Mann hat sich auf den Handel mit besonders hochwertigen Lebensmitteln aus biologischen Anbau konzentriert und diese waren es auch, die er für den heutigen Tag gesponsort hat. Schließlich trafen auch die beiden Ehrengäste ein: Prof. Ming Yang, Direktor des pekinger Klavierinstituts und eine bedeutende Persönlichkeit in diesem Gebiet im chinesischsprachigen Raum und der ehemalige Handelsminister Guangsheng, Shi mit seiner Frau, unter dessen Führung China auch  der Welthandelorganisation  (WTO) beigetreten ist (hier und hier finden Sie weitere Informationen). Wir wussten bereits, dass hochrangige Gäste eintreffen würden, aber hiermit haben wir wahrlich nicht gerechnet!

Nun gut! Sie sind ja auch nur Menschen und Herr Shi war tatsächlich außerordentlich am Musikunterricht für ältere Menschen interessiert. Insgesamt war er ein ausgesprochen freundlicher Mensch, der trotz seines Ruhms nicht abgehoben wirkte. Im Gegenteil teilte er sogar gerne seinen Sitzplatz mit Waltraud, als er sah, dass sie auf einen Rollstuhl angewiesen ist und sie sich zum Gruppenfoto mit ihm und Herrn Professor Yang zur Bühne begab. Und Herr Shi ist mit seinen 80 Jahren nun wahrlich auch nicht mehr der Jüngste. Waltraud wiederum traute ihren Augen, Ohren und sonstigen Sinnesorganen nicht mehr, als dies geschah. Doch ich greife vorweg. Zunächst einmal stand schließlich das reichliche Programm auf dem Plan. Nach einer Begrüßungsrede, bei der alle Gäste gebührend vorgestellt wurden, ging es nun über zum Vortrag. Ein wichtiger Faktor zum Gelingen dieser Veranstaltung bestand im Übrigen in unserem Joker namens Ejow: während zunächst nur geplant war, dass sie Gabriele bei der Begrüßung des Herrn Ministers behilflich sein sollte, türmte sich der Haufen an Aufgaben in Windeseile auf eine erstaunliche Höhe. Letztendlich stellte sich nämlich heraus, dass natürlich nur ein Bruchteil der geladenen Gäste Englisch versteht und somit brauchten wir eine Übersetzerin, die sich in Form unserer Ejow wiederfand. Dies alles so spontan ohne Vorbereitung zu vollführen ist wahrhaft eine erstaunliche Leistung, zumal Johannes mitunter auch einen wissenschaftlichen Text über das Altern des Gehirns referieren sollte.

Nach der Begrüßungsrede, die von einem anderen Alleskönner gehalten wurde, nämlich dem Koch dieser Veranstaltung, ging es nun über zum Hauptprogramm: der Rede von Gabriele und Johannes Paqué und dem Konzert der Schüler. Ohne jetzt zu sehr ins Detail gehen zu wollen, lässt sich zusammenfassen, dass der Vortrag und das Konzert eindeutig ein voller Erfolg waren, was nicht nur der aufgehellten Miene des Herrn Ministers zu vernehmen war, der bei dem ein oder anderem jazzigeren Stück, das zuvor von Tatjana, Waltraud oder Ursula aufgeführt wurde, auch mal gerne beschwingt mit dem Fuß wippte. Auch die anderen Gäste hörten gespannt zu und natürlich war auch Prof. Yang am Vortrag von Gabriele hochinteressiert. Um die Kernaussage nur in Kürze zusammenzufassen:

Gabriele Paqué hat eine Klavierlehrmethode entwickelt, die speziell auf die Anforderungen dieser Gruppe von Menschen ausgelegt ist. Im Fokus steht die individuelle Auseinandersetzung mit dem oder der jeweiligen Schüler/in unter Berücksichtigung der jeweiligen persönlichen Biografie. Hat er oder sie bereits einmal Klavier oder ein anderes Instrument gespielt? Wie sieht es mit der jetzigen Lebenssituation aus? Manche sind in Rente, andere arbeiten noch. Wieder andere konzentrieren ihre Zeit besonders auf ihre Familie oder wollen nun viele Reisen unternehmen. Eines steht jedoch fest: das Erlernen eines Instruments erfordert viel Zeit und vor allem regelmäßiges Üben. Das ist eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss. Von zentraler Bedeutung ist auch das Spielen an einem ansprechenden Instrument.

Ein schlechtes Klavier oder gar ein E-Piano kann niemals die Klänge erzeugen und das Feedback an den Tasten geben, das ein gutes Klavier kann. Das erhöht nicht nur das Lerntempo, sondern macht auch gleich mehr Spaß, denn wer möchte schon gerne seine Gefühle in das Spielen von schönen Kompositionen stecken, wenn das Resultat nicht schön klingt? Entscheidet man sich also für diesen Weg, so öffnet sich eine neue Welt voller schöner Momente. Wichtig ist nicht das schnelle Erlernen möglichst schwieriger Stücke, sondern ein Fortschreiten im eigenen Tempo, das dem oder der Schüler/in angepasst ist, sodass er oder sie weder unter- noch überfordert wird. Und das macht auch Spaß, da Gabriele Paqué mit einer großen Auswahl aus teilweise auch unbekannten Stücken arbeitet, die allesamt schön klingen, ohne dabei aber unbedingt schwer sein zu müssen.

Auch steht das Spielen zu zweit am Klavier stark im Fokus, was dem Argument widerspricht, dass das Klavier nur als Soloinstrument gespielt werden kann. Gerade mit einem Partner macht das Spielen besonders viel Spaß, der/ die Schüler/in lernt dabei viel über Rhythmus, Gehör, Dynamik und Harmonie und ganz nebenbei lernen sich die Schüler auch untereinander kennen. Gabriele Paqué “verkuppelt” nämlich oft ihre Anfänger mit bereits fortgeschrittenen Schülern, die dann den Part der Begleitung übernehmen, sodass die Schüler auch in ihrer Freizeit miteinander üben können. Dies hat schon zu vielen neuen Freundschaften geführt. Diese Methode ist es, die viele der Schüler dazu bewegt hat, bis heute bei Gabriele Paqué zu bleiben und sogar mit ihr vor großem Publikum öffentlich aufzutreten.

Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch nochmal die unglaubliche Leistung von der gerade einmal 23-jährigen Ejow, die aus dem Stegreif gebeten wurde, den Vortrag ins Chinesische zu übersetzen und anschließend auch noch ein kleines, aber hochgradiges Konzert zum Besten zu geben. Und das vor ihrem großen Idol, Herrn Prof. Ming Yang, den sie bereits als 8-jährige schon ganz schüchtern um ein Autogramm gebeten hatte. Was für eine Leistung, dabei noch einen so kühlen Kopf zu bewahren!!

Und nun waren zur Belohnung natürlich Feierlichkeiten angesagt: Zuerst wurden wir Zeugen einer traditionellen chinesischen Teezeremonie mit Choreografien dreier wunderschön gekleideter Damen. Daraufhin ging es zum Büffet und Steve Huang offerierte ein ganzes gegrilltes Lamm, das in mongolischer Tradition zeremoniell zubereitet wurde. Die Ehrengäste: Herr Minister Guangsheng Shi und – Gabriele Paqué – erhielten hierfür einen blauen Seidenschal, der sie als Ehrengäste auszeichnete. Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem sich alle entspannen konnten und wir genossen allesamt das wohlschmeckende Festmahl, das zu unseren Ehren zubereitet worden war. Es folgten noch allerlei Gespräche, unter anderem mit Herrn Prof. Ming Yang, den wir selbstverständlich auch zu uns nach Bonn eingeladen haben sowie mit weiteren Gästen, die hochinteressiert und zuvorkommend gegenüber den Mitgliedern dieser deutschen Delegation waren. Erst, als es schon wieder dunkel wurde, brachen wir auf und fielen alsbald im Hotel in unseren wohlverdienten Schlaf.Und nun waren zur Belohnung natürlich Feierlichkeiten angesagt: Zuerst wurden wir Zeugen einer traditionellen chinesischen Teezeremonie mit Choreografien dreier wunderschön gekleideter Damen. Daraufhin ging es zum Büffet und Steve Huang offerierte ein ganzes gegrilltes Lamm, das in mongolischer Tradition zeremoniell zubereitet wurde. Die Ehrengäste: Herr Minister Guangsheng Shi und – Gabriele Paqué – erhielten hierfür einen blauen Seidenschal, der sie als Ehrengäste auszeichnete. Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem sich alle entspannen konnten und wir genossen allesamt das wohlschmeckende Festmahl, das zu unseren Ehren zubereitet worden war. Es folgten noch allerlei Gespräche, unter anderem mit Herrn Prof. Ming Yang, den wir selbstverständlich auch zu uns nach Bonn eingeladen haben sowie mit weiteren Gästen, die hochinteressiert und zuvorkommend gegenüber den Mitgliedern dieser deutschen Delegation waren. Erst, als es schon wieder dunkel wurde, brachen wir auf und fielen alsbald im Hotel in unseren wohlverdienten Schlaf.

Tag 4 – Die Reise nach Taipeh

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Es ist der vierte Tag und schon muss unsere Gruppe wieder ihre Koffer packen. Dies war leider auch Anlass eines traurigen Abschieds. Ejow sollte uns leider nicht mehr auf unserer weiteren Reise begleiten und ich kann jedem versichern, dass ihre freudige und nette Persönlichkeit sehr vermisst werden sollte. Dafür bekamen wir aber die Gelegenheit, ihre Eltern kennenzulernen, die aus beruflichen Gründen nach Peking kamen und nun Ejow abholten. Wir merkten schnell bei ihrer Familie: “Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!”. Wir sollten Ejow erst wieder auf unserer Rückreise nach Deutschland wiedersehen. Uns erwartete nun eine Reise in südlichere Gefilde: Taiwan ist das Ziel und so machten wir uns nach dem immer noch köstlichen Frühstück auf zum Flughafen, erneut durch den lebhaft bis chaotischen Verkehr der Pekinger Straßen. Der Flughafen selbst hat erstaunliche Ausmaße, wenn man die umliegende Außenbezirke miteinbezieht. Durch die mehreren Hochhausblöcke erscheint dann schließlich die moderne Architektur, die trotz ihrer Größe durch ihre flach anmutenden geschwungenen Formen einen äußerst leichten Charakter aufweist.

Im Inneren erwartet den Reisenden eine aufgeräumte Umgebung, durch die man leicht seinen Weg findet. Wer den Frankfurter Flughafen oder andere große Flughafen kennt, der wird sich über die interne Metro sicher nicht wundern. Dennoch bekommt man das Gefühl, dass die Ausmaße hier noch ein Stückchen größer sind. Waltraud hatten wir zu verdanken, dass ein junger und freundlicher Angestellter uns an den Schlangen vorbeigelotst hat und wir recht schnell zu unserem Gate gelangen konnten. Nach kurzer Warterzeit begann auch schon das Boarding auf die etwas kleinere Maschine Richtung Taipeh. Im Vergleich zum Flug von Deutschland nach China erschien dieser Flug mit seinen 3 Stunden allerdings nur als ein kurzweiliger Trip und schon bald befanden wir uns in der Hauptstadt dieses Eilands, wo wir die kommenden fünf Tage verbringen sollten.
Das Erste, das dem Reisenden entgegenkommt, ist vor allem die hohe Luftfeuchtigkeit, die ein Vorbote des tropischen Klimas ist. Bei unserer Ankunft war es bereits dunkel, doch die Temperaturen waren immer noch leicht über 20° Grad. Das Zweite, das in Erscheinung tritt, ist die spürbar andere Atmosphäre dieses Landes. Das äußert sich in der Kleidung der mehrzahlig jungen Menschen, ihren teilweise geschminkten Haaren und vor allem dem Gekreische der Fans, die ihr Popidol am Flughafen begrüßten, welches anscheinend gerade mit uns durch den Zoll gekommen war. Die Fahrt gestaltete sich ebenso als etwas “zivilisierter” wie auf den Pekinger Straßen. Der Verkehr ist deutlich weniger chaotisch, der Standstreifen wird nicht durchgehend als Ausweichspur benutzt und die Durchschnittsgeschwindigkeit war tatsächlich auch 100 km/h auf der Autobahn vom Flughafen bis in die Innenstadt.

Das Stadtbild Taipehs ist deutlich westlicher geprägt und man hat fast das Gefühl, durch eine US-amerikanische Stadt zu fahren, wenn man sich die chinesischen Lettern von den Verkehrsschildern mal wegdenkt. Zusätzlich ist die Vegetation im Vergleich zu Peking eine Andere. In Peking blühten zwar auch viele Pflanzen und Bäume, doch war der Boden trocken und brach. Hier in Taipeh jedoch sind an jeder Ecke Pflanzen zu finden, die vor Kraft zu strotzen scheinen. Von Palmen über Rankengewächse bis hin zu den bewaldeten Bergen, die die Stadt umzingeln, hat man den Eindruck, in eine Oase der hochtechnologisierten Zivilisation gelandet zu sein, inmitten einer lebhaften Vegetation.

Doch zunächst stand an diesem Tag nur noch das Abendessen und die Nachtruhe auf der Agenda.

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Tag 5 – Taipeh und der 101

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Es ist ein neuer Tag und das Sonnenlicht lässt einen ersten Blick auf die Nachbarschaft des Hotels in Taipeh erhaschen, der aus dem sechsten Stock eine gute Übersicht über die umliegende Umgebung verschafft. Während sich links die Straße mit ihren mehrstöckigen Wohngebäuden entlangschlängelt, wechselt die Landschaft sprunghaft zu tiefem Grün, wenn man seinen Kopf ein wenig nach rechts wendet. Im Hintergrund sind die Berge nun ebenfalls erstmals in Farbe zu betrachten und man kann nur erahnen, wie viele Bäume die Hänge bis zu den Gipfeln behausen.

Heute steht die bekannte Landmarke dieser Stadt auf der Agenda: das Taipei 101 (gesprochen one-o-one), das von 2004 bis 2007 das höchste Gebäude der Welt war und nun immerhin noch mit seinen 509,2 Metern (mit Antenne) die Nummer Zehn einnimmt. Doch zunächst stand noch ein anderer Termin an und so fuhren wir nach unserem Frühstück mit dem Taxi in die Innenstadt, um Waltrauds neuen elektrischen Rollstuhl entgegenzunehmen, den sie sich extra für diesen Zwischenhalt in Taiwan gemietet hat. Dies sollte sich als ein kleines Abenteuer gestalten, da sie noch nie ein solches Gefährt gefahren ist und so bekam die “Rasende Waltraud” ihren “Whacky-Wheelchair”. Nicht Wenige waren neidisch auf den fahrbaren Untersatz. Und hier begrüßte uns auch schon Michelle, die ein anderes Hotel gebucht hatte, um so näher bei ihrer Familie, die hier in Taipeh ansässig ist, wohnen zu können.

Mit Michelle und der rasenden Waltraud ging es nun mit flotten Schritten und mit der Metro weiter zum 101. An dieser Stelle möchte ich nochmal hervorheben, wie hervorragend Taipeh ausgestattet ist für Touristen und Menschen mit Gehbehinderung. Überall findet man sehr verständliche Beschriftungen und Schilder, die dem Nicht-Ortsansässigen den Weg weisen, sodass man eigentlich nicht verloren gehen kann. Zusätzlich helfen auch die Einheimischen gerne weiter, sei es in Englisch oder – und das meist öfter – mit Zeichensprache und Google Translator, jedoch jederzeit freundlich und ehrlich bemüht. Das Metroticket für drei Tage kostet in etwa 10 €, was durchaus günstig ist und der Metro-Plan ist ebenso übersichtlich gestaltet. So fanden wir schnell unser Ziel und bestaunten alsbald den Wolkenkratzer, als wir die direkt angrenzende Metrostation verließen. Das Erdgeschoss des Gebäudes beherbergt Taiwans größtes Einkaufszentrum. Eine endlose Anzahl an kleinen Restaurants verströmen einen würzigen Geruch, der sich mit den Aromen beispielsweise eines Teegeschäfts vermischt. Überall bekommt man Kostproben und so konnten wir auch erfahren, wie asiatischer Käse schmeckt. Gewöhnungsbedürftig. Bis zum 6. Stockwerk findet man noch viele Luxuswarengeschäfte, wie etwa Gucci, Prada und viele weitere, die jedoch nicht im Fokus unseres Interesses standen.

Die Fahrt zum Besichtigungsdeck erwies sich als relativ unkompliziert. An einem Automaten konnten wir für 600 TWD pro Person (umgerechnet etwa 17,19 €) per Kreditkarte direkt die Eintrittskarten für das Besichtigungsdeck erwerben und im fünften Stock ging es dann ab in die Warteschlange, die allerdings recht schnell voranging. Mit einem Aufzug, der bis zu 60 km/h erreicht ging es dann in 45 Sekunden auf das 89. Stockwerk auf 381 Metern Höhe zum Besichtungsdeck. Mit dieser Geschwindigkeit ist der Aufzug immerhin noch der zweitschnellste Aufzug der Welt, welcher nur vom Aufzug des Shanghai Tower mit seinen 64 km/h überholt wird.

Oben erwartete uns eine beeindruckende Aussicht. In einem Rundgang kann man in alle vier Himmelsrichtungen bis zum Horizont schauen, welcher an diesem Tag leider schon durch den vielen Dunst ein vorzeitiges Ende fand. Den Mittelteil beherbergen allerlei kleinere Läden, die Eis, Kleidung und Geschenkartikel verkaufen. Durch einen Zugang Richtung Gebäudemitte erreicht man schließlich das Herz des Gebäudes: eine 660 Tonnen Stahlkugel, die an Dutzenden 8cm dicken Stahlseilen herabhängt und unten mit ölhydraulischen Dämpfungselementen angebracht ist, sodass das Gebäude den vielen Erdbeben, die die Insel heimsuchen, widerstehen kann.

Eine durchaus beeindruckende Konstruktion. Hinauf kam man darüberhinaus noch bis ins 91. Stockwerk, das dem Besucher die Gelegenheit bietet, die Aussicht auch unter freiem Himmel genießen zu können.
Auf dem Rückweg war schnell einstimmig beschlossen, dass nun Zeit für eine kleine Stärkung sei und so fanden wir mit einem indischen Restaurant die passende Gaumenfreude. Gestärkt zogen wir nun von dannen und machten uns getrennt auf zu den vielen verschiedenen Geschäften, die das 101 zu bieten hat. Michelle, Gabriele und Johannes nutzen zudem die Zeit, um die umliegenden Straßen zu erkunden. Hier bestätigte sich der Eindruck, der sich uns schon zuvor aufgedrückt hat. Riesige Werbetafeln zieren Gebäudewände mit den neuesten Produkten, aus jeder Ecke lächelt dem Betrachter auf Leinwänden ein Model entgegen, um ihre Kleidung anzupreisen und die Straßen atmen den Geist einer jungen, aufstrebenden Generation, die auch schon im 101 zu beobachten war.

Diese Besichtigung vereinnahmte den gesamten Tag, sodass wir zur Dämmerung mit der Metro wieder zum Hotel fuhren. Oder zunächst wollten – denn als wir aufbrachen stand der Whacky-Wheelchair leider nicht mehr zur Verfügung und musste an der örtlichen Steckdose geladen werden. Doch das hielt uns nur kurzfristig auf und schon bald fielen wir in unsere Betten, jedoch nicht ohne mit einem Wein anzustoßen und dem kommenden Tag entgegenzufiebern.

Tag 6 – Nationales Palastmuseum und Stadtrundfahrt

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Es ist Tag 6 und das sanfte Rauschen im Hintergrund, das den Lärm der vorbeilfahrenden Autos begleitet, verheißt einen regenreichen Tag. Wir planten für diesen Tag ein Programm, das uns daher nicht allzu sehr den widrigen Bedingungen aussetzen würde. Zugegeben, Regen bei 21° Grad ist nicht das Schlimmste auf der Welt, doch will man auch nicht den ganzen Tag im Freien verbringen.

Und so machten wir uns auf zum Nationalen Palastmuseum von Taipeh, das nicht nur besonders schöne Ausstellungsstücke aus den letzten 8000 Jahren der chinesischen Geschichte ausstellt, sondern darüberhinaus auch noch über eine atemberaubende Architektur verfügt, die an diesem Tag an den Berghängen von den in Nebel gehüllten und dicht bewaldeten Bergen umgeben ist. Wie wir es inzwischen schon gewohnt sind, ist der Zugang für Menschen mit und ohne Behinderung sehr leicht und übersichtlich gestaltet. Besonders schön: dank Waltraud durfte der Autor mit ihr zusammen die Ausstellung umsonst betreten. Die Ausstellungsräume sind symmetrisch unterteilt und auf drei Stockwerken angesiedelt. Zu sehen gab es Antiquitäten, die die berühmte Keramik der Ming-Dynastie, Kunstwerke aus Jade, Kalligraphie und schmuckvolle Alltagsgegenstände, wie zum Beispiel das Besteck zur Vorbereitung einer Tee-Zeremonie, umfassten. Letztere gehörten übrigens zu einer zeitlich begrenzten Ausstellung, die alle paar Monate wechselt. Insgesamt kann man natürlich Stunde um Stunde im Museum verbringen, aber bei unserem zeitlich begrenzten Zeitplan, konnten wir uns auch schon mit 2 Stunden im Museum zufrieden geben. Vor dem Museum waren auch noch diverse kleinere Genäude im traditionell chinesischen Stil erkennen, zu denen wir aber leider nicht mehr kamen, da uns das Wetter die Tour vermasselte.

Vom Museum aus ging es auch schon reibungslos weiter zum nächsten Punkt unserer Agenda. Der Sightseeing Bus, den man von jeder gekennzeichneten Haltestelle aus betreten kann, brachte uns bis zum Taipeh Hauptbahnhof und wir erfuhren nebenbei noch so allerlei über verschiedene Sehenswürdigkeiten, die auf dem Weg lagen. Darunter etwa das Taipei Grand Hotel, das im klassisch chinesischen Stil gebaut wurde und uns schon auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel mit seiner gewaltigen Größe beeindruckte. Unter dem Eindruck der klassischen Musik, die nebenbei durch die Lautsprecher duselte, beobachteten wir verträumt das Treiben der Stadt und sammelten neue Informationen zu Plätzen, die wir vielleicht noch in den verbleibenden zwei Tagen in Taipeh besuchen würden.

Im belebten Einkaufsviertel Zhongxiao Dunhua führte uns Michelle zu einem etwas versteckten Restaurant, das exzellente kantonesische Gerichte servierte. Von gebratenen Nudeln mit und ohne Curry, über Fischgerichte bis hin zu leckeren Vorspeisen, die beispielsweise am ehesten den Königsberger Klopse ähneln, war alles vertreten – und das reichlich! Obwohl wir einige richtige Leckerschmecker in unserer Gruppe hatten, konnten wir nicht alles aufessen, was uns Michelle bestellte und wir kamen immer noch mit ca. 13€ pro Person davon. Der wirklich leckere Jasmin-Tee war zudem auch noch kostenlos, wie es anscheinend immer so in Restaurants hier ist.

Während nun noch die Einen einen Abstecher in die umliegenden Straßen und Geschäfte machten, entschlossen sich die Anderen, ihren Weg nach Hause zu nehmen.

Tag 7 – Der Longshan Tempel und das Viertel Ximending

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Es ist sonnig! Nach dem gestrigen regenreichen Tag erfuhr unsere Gruppe zum ersten Mal Taipei von seiner besten Seite. Und dieser Wetterumschwung kam uns wie gerufen!
Wir waren schon um 12 Uhr zum Mittagessen von Michelles Geschwistern in einem sehr edlen Restaurant eingeladen worden, das die Küche Shanghais serviert. Daher gingen und rollten wir mit nur einer sehr kleinen morgendlichen Stärkung der nächsten Metrostation vom Hotel aus entgegen. Wir fuhren abermals ins Zhongxiao-Viertel, das wir am gestrigen Abend bereits besucht hatten. Das Restaurant befand sich in einem Einkaufszentrum namens SOGO und als wir an unserer Zielstation ausstiegen, stellten wir mit freudiger Miene fest, dass die überirdische Station über eine Brücke direkt mit dem SOGO verbunden war. Wie bereits erwähnt haben viele öffentliche Gebäude kostenloses WLAN, sodass wir sofort Michelle mitteilen konnten, dass wir eingetroffen waren. Doch so sehr sie und wir uns bemühten einander zu treffen: es gelang einfach nicht! Des Rätsels Lösung war, dass es insgesamt drei SOGOs in unmittelbarer Nähe zueinander gibt und wir uns im falschen befanden. Michelle kam uns also abholen und brachte auch gleich ihre Schwester Theresa mit, die für heute unsere Fremdenführerin sein sollte.

Eine kleine Wanderung durch die inzwischen liebgewonnene Großstadt brachte uns dann schließlich zu unserem Ziel, wo wir von den beiden anderen Geschwistern Jenny und Felix in Empfang genommen wurden. Sie führten uns in das sehr feine Restaurant, wo in einer exklusiven Ecke ein großer Tisch für uns reserviert war. Die Küche Shanghais ist geprägt von einer großen Auswahl an Meeresfrüchten und Jenny und Felix waren sich nicht zu schade, uns eine beeindruckende Auswahl aus Krebs, ganzer Dorade, “betrunkenem” Hühnchen (in Reiswein gekochtes Hühnchen), Garnelen, Tofu und viele weitere leckere Gerichte aufzudecken. Ein wahrer Traum!

Jenny und Felix sind beide sehr erfolgreiche Unternehmer zwischen Anfang und Ende 60 und sie hatten bereits mit einigen deutschen (Groß)Kunden geschäftliche Beziehungen, sodass ihnen die deutsche Kultur nicht fremd war. Mit großem Interesse hörten sie unseren Geschichten von zu Hause und natürlich von unserer jetzigen Reise zu und erklärten uns noch so manche kulturellen chinesischen Eigenheiten, die man als Ausländer leicht übersieht. So bedankt man sich etwa für das Einschenken des Tees mit einer kleinen Handbewegung, bei der der Zeigefinger auf den Tisch sanft zwei Mal geklopft wird. Natürlich interessierte sie auch unsere Meinung von Taiwan und wir gaben ungelogen entgegen, dass wir sehr begeistert sind von diesem Eiland und seinen sehr freundlichen, höflichen und umsichtigen Einwohnern. Unserer aller Meinung war: es sollten noch mehr Menschen aus dem Westen mal die Gelegenheit wahrnehmen, diese schöne Insel zu besuchen!

Nach dieser (doch etwas frühen) Stärkung stand der Longshan Tempel auf dem Tagesplan. Mit der Metro machten wir uns zusammen mit Theresa also wieder auf den Weg. Der Tempel liegt recht nahe am Hauptbahnhof Taipeis, verfügt aber über eine eigene Station und als wir das Tageslicht erblickten, sahen wir, wie sich in diesem Teil der Stadt die Neubauten langsam mit den Bauten der Alstadt zu vermischen begannen. “Altstadt” bedeutet allerdings nicht, dass man hier wirklich alte Gebäude vorfindet, wie in Deutschland (mit Ausnahme der Sehenswürdigkeiten). Das ist ganz nebenbei eine Sache, die uns auch in Peking aufgefallen ist: ein Altstadt suchten wir zumindest bisher überall vergebens. Es scheint fast so, als würden ältere Gebäude regelmäßig abgerissen und durch neue ersetzt werden, was wir natürlich schade fanden… Kommen wir aber zurück zur Erzählung:

Direkt gegenüber von uns konnten wir schon anhand des besonders schön geschmückten Daches den Tempel erkennen. Von schönem Schmuck zu sprechen ist jedoch eher eine Untertreibung. Wie im Christentum manche Kirchen für ihre feingliedrigen und detaillierten Kunstwerke bekannt sind, so waren auch bei den Erbauern dieses Tempels wahre Künstler am Werk, die jede kleinste Stelle mit Holzschnitzereien verzierten und mit Bildern bemalten. Dazwischen finden sich natürlich die buddhistischen vergoldeten Statuen, die keine Konkurrenz zur schon herausragenden Architektur zu scheuen brauchen. Wer noch nie einen solchen buddhistischen Tempel gesehen hat, der kann ihn sich ungefähr so vorstellen:

Nachdem man den Haupthof betreten hat, an dessen Ecke in diesem Fall ein Weiher mit wunderschönen und riesigen Goldfischen aufwartet, blickt man dem ersten Tempel entgegen. Auf einem langen rechteckigen Tisch sind in der Mitte dieses lediglich überdachten Gebäudes diverse Opfergaben aufgetischt, wobei zu unserer allgemeinen Erheiterung (aber in Respekt) Leckerleien dabei waren, wie etwa Haribo oder Kinder Überraschung. Davor machten junge und alte Menschen ein Ritual, bei dem sie zwei Holzplättchen zu Boden fallen ließen, deren endgültige Position anscheinend eine Bedeutung für die Zukunft zu haben scheint.

Hinter diesem ersten Tempel führen drei Stufen in den ersten Innenhof, in dessen Mitte ein großer vergoldeter Kessel steht, der durch die Räucherstäbchen, die in seinem Inneren von den Besuchern abgelegt werden, einen weihrauchartigen Geruch über dem gesamten Gelände verbreitet. Dahinter befindet sich der zweite Tempel, der das Hauptgebäude zu sein schien. Wir hatten enormes Glück, denn als wir dort eintrafen, begann gerade eine Messe, die von vielen Besuchern mit Gebetsbuch sowie von Mönchen im Tempelinneren zelebriert wurde. Wir bekamen wahrlich Gänsehaut, als alle Versammelten eine wunderschöne Melodie zu singen begannen. Ein unvergesslicher Moment! Schließlich gelangten wir noch zum hinteren Tempel, der auch wieder einige Statuen sowie Säulen mit unzähligen angehefteten rosa Zetteln beherbergte.

Im weiteren Verlauf des Tages machten wir noch einen kurzen Abstecher in die Altstadt, die viele Straßenimbisse zu bieten hat und einen Kontrast zu dem sehr modernen Großstadtfeeling von der Umgebung rund um das 101 liefert. Doch mit einem Rollstuhl ist diese Gegend nicht so gut befahrbar, da überall Motorräder herummanövrieren und es somit für Waltraud und ihren Gefährten ein zu großes Abenteuer wurde, dem wir uns an diesem Tage nicht zu stellen wagten. Zudem stand noch ein wichtiger organisatorischer Punkt auf der Agenda. Wir planten nämlich am Freitag zu unserem letzten längerfristigen Halt in Taiwan aufzubrechen: Tainan ist eine verhältnismäßig kleine Stadt mit nur 75000 Einwohnern, die im Süden der Insel liegt und die noch ein sehr altes Flair haben soll. Zudem haben wir geplant, in der benachbarten Millionenmetropole Kaohsiung Freitag Abends noch ein Konzert zu spielen. Aber dazu an anderer Stelle mehr.

Nachdem also die Tickets gekauft waren, war auch schon die beste Zeit gekommen, um zum Abschluss unseres Tagesausflugs das nahegelegene Viertel Ximending zu erkunden, das auch durch seine Vergangenheit während der japanischen Besetzung als kleiens Tokyo bekannt ist. Gerade für jüngere Menschen ist dieses Viertel ein Muss, was uns selbstverständlich nicht davon abhielt, selbst mal einen Blick davon zu erhaschen. Den Eingang zum Viertel kann man eigentlich nicht übersehen

Das Viertel ist geprägt mit Leuchtreklame, animierten Häuserfassaden und sonstigen Attraktionen, die allesamt von den bezeichnenden Figuren gezeichnet sind, die man aus japanischen Trickfilmen, den Animes, kennt. Hier jagt ein Szene-Imbiss den nächsten und hier gibt es auch Taiwans ganz eigene Getränkespezialität, die sich in einem eisgekühlten salzig-süßen Saft offenbart, der allerdings für den ein oder anderen sehr gewöhnungsbedürftig sein mag. Außerdem findet man in diesem Viertel eine kleine Seitengasse, die auch als die Tätowiererstraße bekannt ist, da sie in seinen Hochzeiten auf seiner relativ kurzen Länge schon einmal bis zu sieben Tätowierstudios vorzuzeigen hatte.

Wir konnten allerdings lediglich drei zählen, doch vielleicht ist uns das eine oder andere Geschäft auch entgangen. Nicht entgangen ist Johannes allerdings der Figurenladen, der tausende von kleinen Spielzeugfiguren im Angebot hat, die alle bekannten Anime-Serien entlehnt sind. Auch waren Straßenkünstler zu bewundern, die mit akrobatischen Kunststücken eine Menschenmenge um sich versammelten. Ein wirklich verrücktes Viertel und allemal einen Blick wert, besonders Abends, wenn die Lichter der vielen Leuchtreklamen eine besondere Atmosphäre erzeugen.

Nun zählte der Schrittzähler eines unserer Handys bereits über 13000 Schritte und die Füße spiegelten diese Menge gefühlt wieder, sodass wir uns nach einem erlebnisreichen Tag wieder zum Hotel aufmachten. Ein noch sonnigerer Tag sollte uns bevorstehen und ein Besuch im Zoo Taipeis.

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Tag 8 – Der Taipei Zoo und eine Gondelfahrt zum Teehaus

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Als wir an unserem 8. Tag unserer Reise das Hotel verließen, hatten wir das Gefühl, in eine feuchte Wand zu laufen. Der Himmel war bewölkt und doch war das Thermoter in den hohen 20ern, wenn nicht sogar höher. Dementsprechend dauerte es nicht lange, bis sich ein dünner Schweißfilm als ständiger Begleiter aufbürdete. Michelles Rat beherzigend waren wir jedoch gut mit Wasser ausgestattet und somit für diesen Tag und seine kleinen und großen Abenteuern optimal vorbereitet.
Heute sollte es zum Zoo von Taipeh gehen, was sich als eine sehr einfache Reise gestaltete, da die uns nächste Metrolinie, die wir inzwischen schon zur Genüge kannten, direkt bis dorthin durchfuhr. Einzig mit den Karten, die uns Zutritt zu ebenjener Linie immer mit größter Zuverlässigkeit verschafften, deutete sich hin und wieder Ärger an. Die Karten waren seit der letzten Nacht abgelaufen und wir wollten eigentlich nur noch ein 1-Tagesticket erwerben, doch der Angestellte am Informationsschalter war so freundlich, sie für diesen Tag nochmal freizuschalten – und das kostenlos. Dies klappte jedoch nicht so wie erhofft. Ob wir uns nun missverstanden hatten oder nicht: Dank der nicht so großzügigen Technik lief alles darauf hinaus, dass wir doch nochmal ins Portemonnaie greifen mussten und den (kleinen) Betrag für ein neues Ticket bezahlen mussten.

Als wir nun am Zoo ankamen, waren wir hocherfreut zu sehen, dass es an diesem Tag wohl nur Wenige in den Zoo lockte und so kamen wir für lediglich umgerechnet 2€ sehr zügig hinein. Der Zoo ist wunderschön gestaltet: Bieten die klimatischen Bedingungen ja bereits einen tropischen Flair, so wurden diese im Zoo bis zur Grenze in einer wilden Flora ausgenutzt. Über Orchideen, Palmen, Ranken und anderen Gewächsen war wirklich alles vertreten, was sich der Naturliebhaber in einem solchen Breitengrad nur wünschen kann. Der Vergleich mit der Landschaft aus dem bekannten Kinofilm “Jurassic Park” erscheint mir an dieser Stelle sehr passend! In schönen Gehegen waren dort die Tiere untergebracht und es gab im Prinzip alles zu sehen, was man sich von einem Zoo erwartet würde – inklusive selbstverständlich die großen Pandabären! Doch zuerst lockte uns das Koalagehege, wo deren kuscheligen Gestalten beim täglichen 19-stündigen Mittagsschlaf beobachtet werden konnten. Doch nun konnten wir uns nicht mehr länger halten und wir stürmten zum Pandahaus, wo wir zwei Artgenossen zu Gesicht bekamen. Wir hatten Glück, denn ein Panda wurde gerade gefüttert und wir bekamen gerade mit, wie er mit dem Rücken auf dem Boden liegend beherzt in den Blätterstapel griff, den er auf seinem Bauch bugsiert hatte, um so in beispielhaftester Gelassenheit zu schlemmen. Es lockten natürlich auch noch viele weitere Gehege, wie etwa die Elefanten, Braunbären, Pinguine, Kamele, Schimpansen, Gorillas, Emus, usw., bis wir den obersten Bereich – denn der Zoo ist an einem “Berg”Hang angelegt – betraten, von wo aus die Besucher gegen ein paar Cent mit einem “Straßen”-Bahn wieder zum Eingang transportiert wurden. Ein wirklich sehr erholsames Erlebnis, trotz der anspruchsvollen wetterlichen Umstände.

Nach einer Rast machten wir uns nun auf, um noch eine andere Sehenswürdigkeit in Augenschein nehmen zu können, die sehr nah am Zoo gelegen ist. Mit der nahegelegenen Seilbahn gelangen die Touristen über drei Etappen zu verschiedenen Orten in den Bergen, darunter ein Tempel und schließlich das Tee-Haus, das uns von Michelles Schwester Jenny besonders empfohlen wurde. Die Fahrt in der Seilbahn erwies sich jedoch als ein größeres Abenteuer, wie ursprünglich erwartet.

Wir hatten mit dieser Art von Seilbahn bereits an der chinesischen Mauer Bekanntschaft gemacht und bereits damals war es ein kleines Unterfangen, Waltraud in ihrem Rollstuhl in die sich bewegende Gondel zu bugsieren. Diesmal war sie mit ihrem elektrischen Rolli auf sich alleine gestellt, da dieser sich durch die elektrisch-betriebenen Räder nicht anschieben lässt – und sollte ein Hindernis, wie in diesem Fall eine etwas zu große Stufe, im Wege sein, dann fährt sich der Rollstuhl fest. Bei einer sich bewegenden Seilbahn ist das nicht gerade das Abenteuer, das man sich erhofft hatte… Mit vereinten Kräften und der tatkräftigen Unterstützung des Personals ließ sich dieses Problem aber lösen. Ich wage nun zu behaupten – und glaube, Waltraud würde mir da zustimmen – , dass sie nun wirklich mit allen Wassern gewaschen ist, was ein E-Rolli so zu bieten hat.

Die Fahrt selbst nach oben gestaltete sich jedoch als traumhaft und ließ alle vorherigen Ärgernisse vergessen. Über den Baumwipfeln erstreckte sich die Seilbahn auf 4km Länge von Berg zu Berg und man bekam eine atemberaubende Landschaft geboten. Die ungezähmte tropische Natur unter den Füßen und die Großstadt in der Ferne, deren Wolkenkratzer mit dem Himmel verschmolzen, allen voran der immer sichtbare 101, hätte die Seilbahnfahrt auch ohne Ausflugsziel schon zu einem Ziel für sich gemacht.

Nach ungefähr einer halben Stunde kamen wir zur Endstation und merkten schnell: wenn wir heute nochmal in der Stadt etwas essen gehen wollen, dann haben wir gar keine Zeit mehr, noch zum traditionellen Teehaus zu gehen, da es doch noch ein gutes Stück zu laufen ist und nun war es bereits nach 5 Uhr nachmittags. Dies war natürlich schade, doch von den Eindrücken und Strapazen des Tages bereits gezeichnet gaben wir uns auch mit einem der mehreren anderen “normalen” Teehäuser am Wegesrand zufrieden und bekamen dort einen wirklich hervorragenden Tee geboten mit etwas Gebäck und der bereits beschriebenen tollen Aussicht inklusive. 

Als die letzte Tasse getrunken war, machten wir uns also wieder auf zur Seilbahn und genossen erneut die Tour in die Gegenrichtung, während die Sonne gerade hinter dem Horizont verschwand und innerhalb der halben Stunde Fahrtzeit die Abendröte der Nacht wich. Die Stadt dann wiederum in ihren tausend Lichtern bewundern zu dürfen, gestaltete sich als ein besonderer Augenblick und lud zu Dutzenden von Bildern für die Fotoalben ein.

Mit der Metro ging es also wieder zurück in die Innenstadt. Somit stand dem Abendessen nun nichts mehr im Wege und wir beschlossen kurzerhand, ein Restaurant innerhalb eines Hotels aufzusuchen, das wir schon von früheren Erkundungen her kannten. Hier stießen wir zum Essen mit taiwanischem Bier auf unseren letzten Tag in Taipei an, denn morgen sollte es nämlich in die südlich gelegene Stadt Tainan gehen.

Tag 9 – Im Zug nach Tainan und der Auftritt in Kaohsiung

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Es ist unser letzter Tag in Taipeh und wir traten die Reise zur letzten Station unseres musikalischen Fernost-Ausflugs an. Die Fahrt zur verhältnismäßign kleine Stadt Tainan leutete die letzte Etappe unserer Reise ein und wir überprüften sorgfältig, ob wir auch alle Sachen eingepackt haben, die sich nun sicher verwahrt in unseren überquellenden Koffern befanden. Bis auf ein paar Turnschuhe, die sich gemeinerweise unter einem Bett versteckten, scheint dies auch gelungen zu sein.

Wir wurden rechtzeitig von unseren zwei Taxis abgeholt, die uns zügig zum Taipeh Hauptbahnhof verfrachteten, wo uns schon Michelle empfing, die sich vorab schlau gemacht hatte, wo im Bahnhof wir überhaupt hinmüssen. Über den Hauptbahnhof fahren schließlich nicht nur die Metros sowie die normalen Züge, sondern auch die Hochgeschwindigkeitszüge, die allerdings unterirdisch abfahren. Mit unserem altbekannten Freund, dem Fahrstuhl, ging es also nach B2 (In Taiwan und China ist die Etagenzählung etwas anders: das Erdgeschoss ist 1 und alles Unterirdische wird mit einem B beziffert, das für “below” steht). Dort fanden wir ohne größere Schwierigkeiten auch unseren Bahnsteig sowie die exakte Stelle, wo unser Wagen halten würde.

Nun kam der Zug auch noch pünktlich und als Deutsche waren wir ausgesprochen neidisch. Der Zug lässt sich am besten mit einem ICE vergleichen und es gab mehr als genug Platz für Personen, Rollstuhl und Gepäck. Im weiteren Verlauf zogen die Landschaften, gespickt von Reisfeldern, Häusern und einem Mischmasch aus beiden, in Windeseile vorüber, unterbrochen von dem ein oder anderen Tunnel.

Nach nur 1 1/2 Stunden waren wir 305 km weiter südlich und die schwüle Hitze, die wir bereits aus Taipeh gewohnt waren, begrüßte uns erneut mit ihrer nassen Umarmung. Von Tainan Hauptbahnhof, der zu unserer Überraschung ziemlich weit außerhalb des Stadtkerns liegt, fuhren wir nun in zwei Taxis zu unserem Hotel, das als imposanter Kasten in unser Blickfeld rückte. Er offenbarte sich als ein durchaus sehr stilsicherer Neubau mit einer beeindruckenden Lobby, die sich nach oben hin bis zum Dach öffnet, wobei die Zimmer in Rundgängen um eben diese auf über 12 Etagen verteilt waren. Mit dem Bezug unserer Zimmer mussten wir uns beeilen, denn schon eine halbe Stunde später ging es mit einem großen Taxi weiter zu unserem Auftritt in der Nachbarstadt Kaohsiung.

Nach dieser Stärkung ging es weiter ins Musikstudio, das in seiner Innenarchtitektur einem Raum im klassizistischen Stil nachempfunden war. Uns begrüßten schon einige junge Schüler von Veronica und alle waren gespannt auf die Besucher aus dem fernen Westen. Nun hatten unsere Schülerinnen bisher leider keine Gelegenheit gehabt, um sich einzuspielen oder gar zu üben und so gingen sie mit gemischten Gefühlen an den Flügel. Doch Eines haben wir herausgefunden: 

Anscheinend hilft die Mischung aus hoher Luftfeuchtigkeit, vollem Magen, hoher Temperatur und starkem Durst (denn unsere Gastgeberin hatte leider versäumt, etwas zu Trinken einzukaufen) dem Stress entgegenzuwirken und zu unserer aller Überraschung spielten Waltraud, Tatjana und Ursula richitg gut! Auch unsere Zuhörer schienen begeistert, wenngleich wir aber bezweifeln, ob sie wirklich verstanden haben, was es für ältere Menschen bedeutet, auf einem Instrument zu konzertieren, das sie gerade erst erlenen (von den übrigen Umständen mal abgesehen). Nichtsdestotrotz waren viele Mobiltelefone in den Händen zu sehen, die unser Konzert filmten, was ein gutes Zeichen ist, wie wir inzwischen wissen. Nach unserem Auftritt spielten nun noch sieben Schüler von Veronica, angefangen bei zwei 7-jährigen mit relativ einfachen Stücken und abgeschlossen von zwei Erwachsenen, die (etwas zu) schwere Stücke von Chopin spielten.

Insgesamt war es eine sehr interessante Vorstellung und allen Umständen zum Trotz für uns ein voller Erfolg! Doch nun wollten wir schnell wieder zurück zu unserem gemütlichen Hotelzimmer, da am nächsten Tag um halb 9 schon unsere Tour mit einem Fremdenführer durch Tainan und seine Umgebung beginnen sollte. Doch zuerst gönnten wir uns an der Hotelbar noch einen Cocktail als Einschlaftrunk für einen guten Schlaf!

Tag 10 – Der Ausflug zum Sun Moon Lake

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Die erste Nacht im subtropischen Tainan… Nun, allzu viel hat man im Zimmer nicht mitbekommen, da die Klimaanlage für die Wohlfühltemperatur eines Mitteleuropäers sorgt und der bewölkte Himmel würde allzu leicht über die 30 Grad und die 100 Prozent Luftfeuchtigkeit hinwegtäuschen, wenn wir ähnliche Bedingungen nicht schon aus Taipeh gewohnt gewesen wären. Selbst jetzt, um 23:30 Uhr desselben Tages läuft man gegen eine nasse Wand aus konzentrierter Hitze, wenn man die Balkontür öffnet, um mal “frische Luft” zu schnappen. Doch das Komische ist: wir haben uns alle recht gut akklimatisiert. Natürlich ist eine solche Luft nicht einfach zu vertragen, doch normalerweise würde der Autor keinen Fuß vor die Tür setzen, wenn er nicht unbedingt müsste. Hier scheint es aber ein erträgliches Übel zu sein. Woran das liegen mag, fällt mir schwer zu sagen. Ist es das Essen, das einen besser damit zurechtkommen lässt? Eins steht auf jeden Fall fest: trotz dieser Luftfeuchtigkeit und dem Überangebot an Wasser fliegen doch recht wenige Mücken herum und das ist wirklich mehr als angenehm (Nachtrag: dennoch kam ich sehr zerstochen nach Hause, aber es hätte wesentlich schlimmer sein können…)!

Das erste Highlight des Tages war definitv das Frühstück. Waren wir schon vom Hotel so einige Köstlichkeiten bereits gewöhnt, so wurden unsere Erwartungen hier erneut übertroffen. An verschiedenen Nahrungsinseln konnten kulinarische Spezialitäten aus den verschiedenen Teilen der Erde gewählt werden und auch die bereits in Peking liebgewonnene Suppenküche bereitete jedem seine oder ihre asiatische Köstlichkeit zu. Hier bestand eher die Schwierigkeit darin, nicht zu viel zu essen, da auf unserem Ausflug auch ein Mittagessen auf dem Plan stand, für das wir schließlich bereits vorab gezahlt hatten. Um halb 9 holte uns also unser Tourguide William ab, der mit einem großen Van vorgefahren war und der sogar Waltrauds Rollstuhl (inzwischen wieder der “alte”) verladen kann, ohne vorher eingeklappt werden zu müssen.

Der Tag fing also schon gut an! William ist ein Taiwanese mit chinesischen Wurzeln, der sich als überaus freundlich und hilfsbereit entpuppte. Seine Erzählungen zu Taiwan, seinen Bewohnern und der Kultur war nicht einfach nur ein Pflichtprogramm, sondern es kam vom Herzen – mindestens so sehr wie sein Interesse an unserer Kultur. Wir merkten schnell: hier sind wir gut aufgehoben! Die 3-stündige Fahrt hat der Autor größtenteils verschlafen, doch in den wachen Momenten erlebte er viele Eindrücke von der ländlichen Seite Taiwans und das ist mindestens ebenso interessant wie die nie-schlafende Stadt Taipeh.

Es reihen sich Reisfelder sowie Fisch- und Austernfarmen aneinander und hin und wieder sieht man den ein oder anderen streunenden Hund, der jedoch stets einen gepflegten Eindruck zu machen scheint. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass längst nicht alle wilden Hunde ein so scheinbar gutes Leben führen. Man nehme als Beispiel Mexiko, wo die armen Tiere höchstens mit einem Tritt “liebevoll angestupst” werden. Hier jedoch finden die Tiere immer wieder eine gute Seele, die sie mit Nahrung und etwas Liebe versorgt. Es lässt sich letztendlich auf die buddhistische Religion zurückführen, derzufolge demjenigen Gutes widerfährt, der auch Gutes in die Welt bringt. Karma.

Der Sun Moon Lake liegt ca. in der Mitte des Landes, d.h. 161 Kilometer nord-östlich von Tainan. Wir machten zunächst einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt, der einen futuristischen Neubau eines japanischen Architekten beherbergt und auch gut als Set für einen Science-Fiction Film geeignet wäre. Von hier aus bekamen wir den See zum ersten Mal zu Gesicht. Was in meinen Augen den See so besonders macht, sind die Berge, die ihn umgeben. Sie sind maximal bis zu 1600 Meter hoch, während der See selbst auf 700 Höhenmetern liegt. 

Wie bereits von den anderen Bergen rund um Taipeh gewohnt, sind auch diese wiederum dicht bewaldet und von überall her hört man die Laute der Tiere, die sich zwischen dem Geäst versteckt halten. Insgesamt ist Taiwan eine sehr naturbelassene Insel, abgesehen von den Metropolen natürlich. Überall findet man auf der Landkarte Naturschutzgebiete und es ist nicht übertrieben, hier von einem kleinen Paradies zu sprechen – vorausgesetzt man kommt mit dem Klima zurecht. Vom Aussichtspunkt aus fuhren wir weiter Richtung See und kamen in eine Mischung aus Dorf und Touristenmetropole mit einer Vielzahl an Hotels, die umgeben waren von den inzwischen wohlbekannten kleinen Straßenrestaurants.

In einem Restaurant, das sich in einem Hotel befindet, nahmen wir unser Mittagessen zu uns und wurden mit traditioneller Küche des eingeborenen Thao-Stamms dieser Insel beehrt, die vor allem aus Hühnchen und Meeresfrüchten bestand. Dazu gab es Bambus, Pilze und milchiger, sehr wohlschmeckender Reiswein. Das, was mir schon seit längerem an der chinesischen undtaiwanischen Küche aufgefallen ist, ist die kohlenhydratarme Nahrung. Natürlich isst man Reis zum Essen, aber hier ist er wirklich eine Beilage und wenn man alle sonstigen Leckereien genießen möchte, hat man kaum noch Platz für den Reis. Am besten lässt er sich in kleinen Maßen im Zusammenspiel mit den unterschiedlichen Speisen genießen und man ist überrascht, dass man selbst als guter Esser nicht selten noch die Hälfte des Reisschälchens stehen lässt, weil man von dem vielen Gemüse und den anderen Gerichten gesättigt ist. Das macht sich übrigens auch auf der Waage positiv bemerkbar!

Nach der Mahlzeit folgte eine Schiffsfahrt über den See mit einem Zwischenhalt in einem Tempel, wo wir kostenlos eine Vielzahl an interessanten Büchern über den Buddhismus in Englisch und Chinesisch sowie Musik-CDs mitnehmen durften. Wir dankten mit einer Spende für den Tempel. Letztendlich stand aber natürlich die Aussicht im Mittelpunkt und wir wurden nicht enttäuscht. Am Ziel unserer Fahrt angekommen, stand noch eine Gondelfahrt auf einen der nahegelegenen Berge an, bei der wir uns in aller Ruhe noch einmal die Landschaft anschauen konnten und uns ein wenig ausruhten. Auf festem Boden wieder angekommen traten wir unsere Rückreise an, die wir allesamt größtenteils dank eines Powernappings gefühlt verkürzten. Der letzte Punkt unserer Tagesordnung sah lediglich nur noch vor, sich zusammen zu setzen und gemeinsam ein Glas Wein zu trinken. Morgen sollte der erste Tag sein, an dem wir tatsächlich einmal nichts geplant hatten, sodass wir Zeit haben würden, das Hotel und die unmittelbare Umgebung zu erkunden.

Tag 11 – Ein “freier” Tag

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Der vorletzte Tag unserer Reise ist angebrochen und heute findet eine Premiere für uns statt: wir haben allesamt frei! Keine geplanten Ausflüge, kein frühes Aufstehen. Doch schnell stellte sich heraus, dass wir rastlose Seelen sind und somit spaltete sich an diesem Tag unsere Gruppe auf, um individuelle Touren mit und ohne Fahrrad, das man sich praktischer Weise im Hotel mieten konnte, zu unternehmen. Gabriele und ich entschieden uns dafür, zunächst einmal die Angebote des Hotels näher zu erkunden, um dann doch leicht enttäuscht feststellen zu müssen, dass der sogenannte “Health Club” lediglich eine ziemlich abgemagerte Version eines Fitnessstudios ist und bis auf ein paar Laufmaschinen und leichte Hanteln sonst nicht viel zu bieten hatte. Auf Schwimmen hatten wir heute nicht so Lust und so ergab es sich, dass wir uns nun doch in die tropische Hitze hinauswagten. Wie bei den anderen Tagen auch, war der Himmel wieder ziemlich bewölkt und man hatte den Eindruck, dass es jeden Moment anfangen könnte zu regnen. Doch das Wetter war uns gnädig und wir ertrugen die extreme Schwüle mit so viel Fassung, wie man als Mitteleuropäer aufbringen kann. Doch unsere Exkursion wurde reichhaltig belohnt:

Wir wollten ein wenig den Anping District Tainans erkunden, in dem unser Hotel gelegen war und eine der Sehenswürdigkeiten umfasste ein altes Fort, das vor fast 400 Jahren von einem niederländischen Handelsimperium errichtet worden war. Die Holländer waren die ersten Fremden, die einen bleibenden “Fußabdruck” in Taiwan hinterließen. Nicht nur brachten sie die Kaffeebohne hierher, sondern auch das Zuckerrohr, mit dem sie von hier aus Handel betreiben wollten. Übrigens hat Taiwan (das hier auch unter dem Namen “Formosa” bekannt ist) seinen Namen auch durch die Holländer erhalten: zuerst nannten sie Tainan, die die frühere Hauptstadt war, nämlich noch. „Tayowan“ oder auch „Tayovan“, was auf die Ureinwohner dieses Gebiets zurückzuführen ist. Im Laufe der Zeit benannte man die gesamte Insel nach dieser Stadt und aus “Tayowan” wurde im Chinesischen schließlich Taiwan.

Im Fort, das wir besichtigten, gesellte sich schnell eine äußerst nette Fremdenführerin zu uns, die uns nur allzu gerne die Geschichte dieses Ortes erzählte – und das umsonst. So erfuhren wir außerdem, dass sich die holländische Regentschaft lediglich 38 Jahre lang hielt, bis der letzte holländische Befehlshaber von einem chinesischen Feldherren besiegt worden war und er sich nun gesenkten Hauptes einem Gericht in den Niederlanden zu stellen hatte, da er das kostbare Fort verloren hatte. Eigentlich handelte es sich auch nicht nur um ein Fort, sondern gleich um zwei und diese Forts waren aus Steinen erbaut, die zunächst aus China importiert worden waren.

Im Fort, das wir besichtigten, gesellte sich schnell eine äußerst nette Fremdenführerin zu uns, die uns nur allzu gerne die Geschichte dieses Ortes erzählte – und das umsonst. So erfuhren wir außerdem, dass sich die holländische Regentschaft lediglich 38 Jahre lang hielt, bis der letzte holländische Befehlshaber von einem chinesischen Feldherren besiegt worden war und er sich nun gesenkten Hauptes einem Gericht in den Niederlanden zu stellen hatte, da er das kostbare Fort verloren hatte. Eigentlich handelte es sich auch nicht nur um ein Fort, sondern gleich um zwei und diese Forts waren aus Steinen erbaut, die zunächst aus China importiert worden waren.

Ein wahres Erlebnis erfuhren wir, als wir gerade den örtlichen Tempel erkundeten. Gerade als der Autor das Innere des Tempels fotografieren wollte, war eine Vielzahl lauter Knalle von draußen zu hören, die sich als Start einer Zeremonie herausstellten und von unfassbar vielen kleinen Böllern hervorgerufen wurden. Drum herum hatte sich eine Menschenmenge gesammelt, viele von ihnen in rosafarbener Kleidung, während wiederum vereinzelte Menschen als Dämonen maskiert durch die Straßen zogen und während wieder andere Männer, die schon recht betagt waren, sich mit einem brennenden Gegenstand und nacktem Oberkörper selbst geißelten.

Insgesamt war es ein spektakuläres Schauspiel, das an Lautstärke auch nicht nachließ, als die Böller verstummten, da deren Lärm nun durch die zahlreichen Trommeln und Becken ersetzt wurden, die den Takt für die Choreografie der dämonisch-anmutenden Wesen sorgten. Währenddessesn wurde auch eine kleine Sänfte von vier Männern in das Innere des Tempels getragen, was in einer Art dargestellt wurde, als habe die Sänfte ihren eigenen Willen und würde sich nur mit Mühe in den Tempel tragen lassen.

Es war ein wahrlich magischer Augenblick! Ich erfuhr später, dass es der Jahrestag der daoistischen Göttin Mátsu. Im 10. Jahrhundert soll sie zuerst ein Mensch gewesen sein, die aber schon früh übersinnliche Kräfte entwickelte und ebenfalls früh verstarb und in den Götterpantheon erhoben wurde. Zu ihren Taten gehört unter anderem, dass sie zwei Dämonen besiegte, die fortan ihre Leibgarde wurden. Matsu wird heute noch als eine Beschützerin der Seefahrer verehrt. Zum Schluss fanden wir noch ein ausgesprochen gutes Nudelsuppen-Restaurant, wo wir unsere Mahlzeit einnahmen.
Nun ist es 5 Uhr nachmittags und ich sitze wieder gemütlich in meinem Zimmer und genieße die wohltemperierte Luft der Klimaanlage. Letzter Tagespunkt wird heute ein angenehmes Bad sein und eine frühe Nachtruhe, da morgen wieder ein anstrengender letzter Tag auf uns wartet.

Tag 12 – Neue Seiten von Tainan

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Nun sind fast zwei Wochen rum, seitdem unsere musikalische Gruppe ihre Tour in den fernen Osten begonnen hatte. Heute stand noch einmal ein Ausflug an und nach dem Frühstück holte uns unser Guide William wieder vor dem Hotel ab, um uns die Stadt Tainan zu zeigen. Heute gelang es der Sonne nun auch endlich, sich ein wenig durch den Dunst durchzukämpfen, doch machte dies das Klima wenig erträglicher. Was an Luftfeuchtigkeit (ein wenig) abnahm, wurde nun durch die Hitze ausgeglichen und die Temperatur schoss auf 32° Grad.

Diesmal ging es zum Chimei Museum, das ein sehr wohlhabender Einwohner einst für die Stadt erbauen ließ. Gebaut im neoklassizistischen Stil wirkt es ein wenig wie das weiße Haus in Washington mit der mittleren Kuppel und den beiden Seitenflügeln. Umgeben von vielen Grünflächen eröffnet es sich dem Besucher zunächst über einen Springbrunnen, wohinter eine lange Brücke über einen Wassergraben führt, an deren Seiten Statuen der griechischen Gottheiten aufgestellt sind. Der Bau umfasst neben der bereits erwähnten Kuppel und den Flügeln noch ein überdachter Vorhof, welcher durch griechische Säulen im ionischen Ziel verziert war. Das Innere des Gebäudes gestaltete sich ebenso als äußerst geschmackvoll und nachdem William uns die Eintrittskarten überreicht hatte, betraten wir die Ausstellungsfläche des Museums. Zu sehen gab es eine Menge: das untere Erdgeschoss lud mit einem langen Gang ein, dessen Seiten mit weiteren Statuen geschmückt waren. Zu den Seiten ließen sich die verschiedenen Ausstellungen erkunden. 

Zunächst waren mehrere Räume mit Waffen und Rüstungen der verschiedenen Völker der Welt zu erkunden, die von der deutschen Ritterrüstung angefangen, über asiatisches Kriegsgerät bis hin sogar zu den Waffen und Rüstungen indischer und afrikanischer Stämme, alles abzubilden schien, was dem Enthusiasten mittelalterlicher Kriegsgeräte in den Sinn kommen mag. Einen weniger martialischen Auftritt machten in der nächsten Ausstellung die konservierten Tiere und wenn man diese Ausstellung verließ und sich wieder im Eingangsgang befand, wartete auch schon direkt der Saal am Endes diesen Ganges auf mit einer Vielzahl an lebhaften Skulpturen des berühmten Bildhauers Auguste Rodin. Das obere Stockwerk beherbergte ebenfalls zwei Ausstellungen mit einer sehr anschaulichen Sammlung der verschiedensten

Instrumenten der Erde (angeblich die größte Ausstellung dieser Art auf der Welt) und zum Anderen mit mehreren Räumen europäischer Gemälde aus dem 15. bis ins 20. Jahrhundert. Ein sehr großer Giftshop komplettierte den insgesamt sehr positiven Eindrucks dieses Museums. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch das Miteinbeziehen moderner Medien, die die Geschichte oder Benutzung von diversen Instrumenten oder Werkzeugen anschaulich 

näherbrachten, ohne dabei aber negativ aufzufallen. Einziger Makel war jedoch das Verbot, die Exponate fotografieren zu dürfen, denn gerne hätte der Autor einige Erinnerungen auch nochmal in bildlicher Variante mit nach Hause genommen. Zumindest ließen sich ein paar Schnappschüsse vom Eingang aus erhaschen, sodass man einen Eindruck von der Architektur des Gebäudes gewinnen kann.

Nun hieß es, sich wieder in die feuchte Hitze zu begeben. Mit dem Auto fuhren wir in die Innenstadt, wo wir einen Imbiss einnahmen und dann ging es direkt weiter zu einer Bootstour durch den Mangrovenwald. Alleine schon das Anstehen mit der überraschend großen Menge an Einheimischen, die dieselbe Idee für diesen Tag hatten, war ein kleines Erlebnis. Mit Schwimmweste und dem typisch asiatischen kegelförmigen Korbhut ausgestattet betraten wir das Boot, das eher einem großen Floß glich und setzten uns auf kleine Hocker.

Man musste kein chinesisch verstehen, um dem dortigen Tourguide folgen zu können, wenn er auf die Tiere zeigte, die dieses sehr eigene Ökosystem bewohnen. Krabben so klein wie Insekten bis hin zu faustgroßen Exemplaren waren ebenso vertreten, wie die Reier, die sich über solche Meeresfrüchte freuten. Hin und wieder galt es auch noch, den tieferen Ästen der Mangroven auszuweichen, bevor sie einen allzu neugierigen Passagier Wasser zu befördern. Nach dieser Tour machten wir noch einen Abstecher zu einem örtlichen Teeladen, wo wir hervorragenden Tee genossen und der ein oder andere ein Geschenk für zu Hause mitnahm.

Nun sitzen wir wieder im Hotel auf dem Balkon, trinken taiwanisches Bier und Wein und lassen den Tag und nun leider auch den musikalischen Urlaub ausklingen, denn morgen geht es zurück in die Heimat.

Tag 13 – Die Heimreise

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Der Tag der Abreise ist gekommen. Die Koffer waren gepackt und wir genossen unser letztes Frühstück im Hotel. Eine Stimmung des Lebewohlsagens machte sich in der Gruppe breit, gemischt mit der Freude, wieder in den eigenen Betten schlafen zu dürfen und vor allem die ganze Reise verarbeiten zu können. Die schwüle Hitze, die sich auch an diesem Tag wieder sehr bemerkbar machte, würden wir allerdings sicher nicht vermissen!

Die Taxifahrt zu Tainans Hauptbahnhof, der ja recht weit außerhalb liegt, gestaltete sich für Gabriele und Johannes jedoch als ziemlich kurzweilig, da Jackie, der Taxifahrer, eine riesige Freude daran hatte, mit seinen ausländischen Gästen ins Gespräch zu kommen. Wir waren heute schon die zweiten Deutschen, die er transportierte, jedoch seien in der Regel vor allem Reisende aus Indien seine meisten Passagiere. Nach einem lustigen Foto mit ihm verabschiedeten wir uns und betraten mit dem Rest der Gruppe, die eine ruhigere Taxifahrt hinter sich hatte, das Gebäude. Schnell fanden wir unser Gleis, der Zug fuhr pünktlich ein und wir bestiegen die Bahn.

Mit über 250 km/h ging es nun wieder zurück nach Taipeh, wo wir nach einem kurzen Umstieg in die dortige Metro direkt am richtigen Terminal aussteigen konnten. Einige (!) Fahrstühle später hatten wir eingecheckt und waren durch den Zoll gelangt. Wir wussten: dies würde die bislang anstrengendste Reise werden, da wir diesmal ohne Verschnaufpause direkt nach Deutschland über Peking durchflogen. Und somit nahmen wir den 3-stündigen Flug zu Chinas Hauptstadt auch nur als ein kleines Intermezzo wahr. Eine Besonderheit hatte dieser Flug allerdings: dank Waltraud durfte die gesamte Gruppe zuerst den Flieger betreten und musste nicht mit den anderen Passagieren beim Boarding anstehen. Eine Erfahrung, die der Autor niemals zu machen glaubte!

In Peking angekommen fühlten wir direkt, wie unterschiedlich die Atmosphäre ist im Vergleich zu Tainan. Die Menschen hier sind zwar auch nett, doch ist der militärisch anmutende Drill des Flughafenpersonals nicht zu übersehen und –hören. Als wir wieder an unserem Gate zum nächsten Flug Richtung Frankfurt eintrafen, fing der langwierigste Teil unserer Reise an: warten, warten, warten. Wir trafen gegen 7 Uhr abends in Peking ein und unser Flieger sollte erst um 2:30 Uhr morgens starten. Und so wurden alle Gegenstände, die uns zur Verfügung standen zu Schlafutensilien umfunktioniert. Die Isomatte wurde ausgerollt und man bemühte sich, etwas Ruhe zu finden. Andere wiederum machten Spaziergänge durch die endlosen Korridore des Flughafens und wieder andere versuchten vergeblich, auf das örtliche WiFi des Flughafens zuzugreifen – ohne Erfolg. Kurz vor Abflug traf dann auch wieder Ejow zu uns, die die letzten Tage bei ihren Eltern verbracht hatte. Das Wiedersehen war natürlich herzlich und belebte die schlummernden Gemüter. Es folgte der 9 ½ stündige Flug, der sich für manch einen als recht kurzweilig herausstellte, da das Flugzeug bei weitem nicht komplett ausgebucht war und viele den Luxus genießen konnten, sich über ganze Sitzbänke hinweg zum Schlafen auszubreiten.

Und nun war es wieder soweit: zum Sonnenaufgang kamen wir an und genossen noch in Reminiszenz an die vergangenen zwei Wochen die Sicht über die winzig anmutenden Städte und Dörfer Deutschlands. Und im Vergleich zu der Größe Pekings ist diese Betrachtung gar nicht mal so abwegig…

Was gibt es nun noch zu sagen? Nun, besonders in den Vordergrund trat sofort das unkontrollierte Chaos der Deutschen Bahn, gerade im direkten Vergleich mit dem reibungslosen Ablauf in Taiwan… Die Tickets waren gebucht, die Sitzplätze reserviert und – der Zug fuhr nicht. Der Fahrplan hatte sich geändert und wir wurden dankenswerterweise nicht darüber informiert! Nach einer hektischen Umbuchung auf der letzten Sekunde bemühten wir uns mit unseren Koffern samt des Rollstuhls, der nun zum Ende der Reise auch noch seinen Dienst aufgegeben hatte, in den Zug und fuhren leicht verstimmt der Heimat entgegen. Nun ja, zumindest kann man sich bei der Bahn darauf verlassen, dass man sich nicht auf sie verlassen kann! Der Ausstieg samt Servicepersonal für Waltraud gestaltete sich nicht weniger ärgerlich, da just in dem Augenblick, in dem wir den Fahrstuhl betreten wollten, dieser auch noch vorübergehend den Geist aufgab – da das Reinigungspersonal im unteren Teil des Bahnhofs gerade beschlossen hatte, seinen Dienst an eben diesen Fahrstuhl zu verrichten – natürlich nicht in Absprache mit dem darüber sehr entnervten DB Servicemitarbeiter. In Deutschland mag diese Schilderung vielleicht nicht viel Aufsehen erregen, doch wenn man gerade aus einem sehr gut durchorganisierten Land kommt, wo man trotz der Sprachbarriere (längst nicht alle Menschen in China und Taiwan sprechen Englisch) eine wesentlich reibungslosere Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel genießen kann, ist der Unterschied doch eklatant.

Und das in Deutschland, das auf Chinesisch „Déguó“ lautet und „Land der Tugend“ bedeutet!

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Tag 14 – Resümee

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Es ist Tag 14 und ich sitze nun wieder daheim am Schreibtisch und schreibe diese letzten Zeilen. Es sind also zwei Wochen vergangen, doch natürlich kommt es mir und sicher auch den übrigen Reisebegleitern aufgrund der vielen Erlebnisse vor wie mindestens die doppelte Zeitspanne. Die Reise war anstrengend, sie war ermüdend und vor allem folgten die Eindrücke dicht geballt aufeinander. Sie war manchmal nervenaufreibend, mit Sicherheit sehr gewagt und äußerst erlebnisreich. Aber vor allem war sie unvergesslich und wunderschön!
Es ist immer wieder spannend, in ein anderes Land zu fahren und die dortigen Menschen kennenzulernen, ihre Kultur zu erleben und das Korsett des Gewohnten einmal ablegen zu können, um sich in unvertraute und spannende Situationen zu begeben. Eine solche Reise erweitert den Erfahrungsschatz des Reisenden nicht nur im Allgemeinen – ein solches Erlebnis hält uns auch unsere eigenen kulturellen Eigenheiten vor Augen und zeigt uns, das Selbstverständlichkeiten manchmal gar nicht so selbstverständlich sind. Das gilt im Positiven wie auch im Negativen. Kurz gesagt: man lernt vor allem auch sich selbst und sein Land besser kennen. Hierfür muss man natürlich nicht gleich einen Ausflug nach China machen – auch die Menschen in unseren Nachbarländern sind verschieden und verhalten sich entsprechend ihrer jeweiligen Sozialisation und man kommt nicht umher, Vergleiche zwischen diesem Land und dem eigenen zu ziehen.
China ist selbstverständlich ein sehr spannendes Land. Es hat die Prozesse der Industrialisierung und des digitalen Wandels, in dem wir uns ja jetzt alle befinden, in erstaunlich kurzer Zeit bewältigt und droht aus deutscher Sicht uns noch davon zu galoppieren. Die wenigen Tage, die wir in China verbracht haben, reichten zumindest aus, um das in den Vordergrund zu stellen. In Peking lässt sich selbst am einfachsten Zeitungsstand inzwischen mit dem Handy bezahlen. Die chinesische Regierung musste sogar eingreifen und die Verkäufer dazu zwingen, auch wieder Bargeld anzunehmen, da die Touristen nichts mehr kaufen konnten. Das Betreten der verbotenen Stadt benötigt eine sehr förmliche Anmeldung. Gerade für Ausländer, mit Name, Passnummer, Geburtsdatum und vielem mehr. Wir haben dies dank Ejow, die uns ja in Peking begleitet hatte, in 10 Minuten am Eingang geregelt, da sie dies alles per QR Code, der überall bei den Eingangsgebäuden zu finden ist, in ihrem Handy aufrufen konnte und kurzerhand unsere Anmeldung in Windes Eile durchgeführt hatte. In China benutzt man kein WhatsApp – man benutzt WeChat (bzw. Weixin), das chinesische Pendant, mit dem man nicht nur chatten und telefonieren, sondern auch alle sonstigen beschriebenen Aktivitäten vollbringen kann – und vieles mehr. Ein anderes Beispiel: auf den Fahrten durch die Straßen Pekings wird man an jeder Ampel automatisch während der Fahrt abfotografiert. Da schluckt jetzt wahrscheinlich nicht nur jeder schwer, der auf Datenschutz großen Wert legt. Andererseits dient eine solche Überwachung auch wieder der Sicherheit und ich muss zugeben, dass wir uns in Peking stets sicher fühlten. Doch im Bereich der Hochtechnologisierung wurde mir versichert, dass Peking anderen Städten wie Shanghai oder Shenzhen um Welten hinterherhinkt.
Auffallend waren auch die relativ wenigen westlichen Touristen. Gesehen hatte man meist chinesische Touristen aus anderen Provinzen. Dementsprechend waren wir selbst eine Sehenswürdigkeit, ganz besonders Gabriele als große, blonde Frau und Waltraud in ihrem Rolli (wobei eine ältere Dame im Rollstuhl auf der Chinesischen Mauer sicher auch sonst eine Kuriosität ist). Das war aber in keinem Fall etwas Unangenehmes. Allen Menschen, auch denen in Taiwan, war gemein, dass sie sehr freundlich und neugierig auf uns zugingen. Man versucht mit Händen und Füßen ins Gespräch miteinander zu kommen. Wenn sie dann auch noch erfahren, dass wir aus dem „Land der Tugend“ (Deutschland) kommen, ist die Freude immer groß! Die vielen Soldaten(innen) und Beamte(innen), die man erblickt, können allein durch ihre militärisch formelle Körpersprache recht einschüchternd wirken und doch rückt dem/der einen oder anderen auch hin und wieder mal ein Lächeln über die Lippen. Alles was genügt ist: gegenseitiger Respekt. Ein respektvoller Umgang miteinander öffnet viele Wege und Türen, sowohl in China als auch in Taiwan: eine Tugend, die man in Deutschland immer mal wieder vermisst, obwohl es doch eigentlich so offensichtlich ist.
Kommen wir nun zu Taiwan. Wie vom Tag unserer Anreise schon beschrieben, atmet das Land eine andere Luft (und damit ist nicht nur die Schwüle gemeint). Man merkt es sofort, wenn man die Menschen sieht und durch die Straßen geht. Dieses Land ist sehr westlich geprägt sowie an Japan und Südkorea orientiert. Hier regiert Google, Facebook und WhatsApp, doch erschien die Digitalisierung noch nicht so krass fortgeschritten zu sein wie in China (eine App, die alles regelt, fiel uns jetzt nicht auf). Das heißt jedoch nicht, dass uns nicht auch Taiwan digital meilenweit voraus ist. Geht man durch Taipeh, findet man immer ein WiFi-Netz. Zugegeben: die meisten erfordern einen Account und das bedeutet Gebühren. Doch so ziemlich alle öffentlichen Gebäude bieten diesen Dienst auch umsonst an, was für Touristen unglaublich wertvoll ist. Die Sauberkeit auf den Straßen, in der Metro und in sonstigen Gebäuden ist herausragend. Man findet an jeder Ecke einen Mitarbeiter der jeweiligen Institution, der einem auch in Englisch weiterhelfen kann (und das ohne zu murren!). Die Metro kommt nicht nur alle paar Minuten, sondern sie hält automatisch an genau vorgegebenen Abschnitten. Es gibt Linien für die Warteschlangen und alle Menschen halten sich auch noch daran. In der Metro ist lediglich das Trinken von Wasser erlaubt. Und auch daran hält sich jeder. Keine üblen Gerüche, kein Dreck. Die Stangen zum Festhalten werden regelmäßig desinfiziert und sie fühlten sich nie „klebrig“ an. Achja… und die Metro fährt führerlos. Es ist schon etwas ungewohnt, am Frontfenster zu stehen, wo sich eigentlich ein Fahrer befinden müsste. Und wie bereits mehrmals zuvor beschriebenen, ist alles bestens ausgeschildert, sodass man eigentlich gar nicht in der Stadt, geschweige denn in der Metro, verloren gehen kann.
Das sind alles Dinge, die ich mir persönlich auch sehr für Deutschland wünschen würde. Vor allem die ehrliche Hilfsbereitschaft der Menschen – ob nun von Passanten oder Angestellten.
Kommen wir nun zum eigentlichen Thema unserer Reise: dem Klavierspielen für ältere Erwachsene. In China empfing uns ein Publikum, das unserem Thema mit großem Interesse begegnete. Uns wurde von Steve im Nachhinein noch erzählt, dass besonders der ehemaliger Handelsminister Chinas Guangsheng Shi äußerst begeistert vom Vortrag und unserem Konzert war. Auch Herr Prof. Ming Yang, der allen chinesischen Pianisten ein Begriff von Hochachtung ist, stand allzu gerne für einen gemütlichen Plausch bereit.
Für uns war dieses Erlebnis mitunter surreal und überwältigend. Als Gabriele den Vortrag vorbereitete, wusste sie, dass der Klavierunterricht in China sehr unterschiedlich zu unserem in Deutschland ist und dies in besonderem Maße in Bezug auf ihre eigene Methode. Gerade der Hang zur technischen Perfektion, ohne dabei die Musikalität im Auge zu behalten, wird den Chinesen gerne nachgesagt und oftmals bewahrheitet es sich auch, wie wir an anderer Stelle gesehen hatten. Doch Steve überraschte uns mit seiner Auffassung, dass diese neue Didaktik, zumindest im Hinblick auf ältere Menschen, durchaus etwas ist, mit dem man sich in China anfreunden kann. Ob sich dies auch bewahrheitet, wird die Zukunft zeigen. Mit Sicherheit lässt sich aber festhalten, dass unsere Zuhörer das Konzert mit den klangvollen, jedoch nicht allzu schweren Stücken, sichtlich genossen hatten und das ist doch schon einmal ein gutes Zeichen!

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